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Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche.

„Hallo, mein Name ist Serane und ich habe viel zu viel Kram und Gerümpel.“
„Hallo Serane!“
Wie bei den anonymen Kaufsüchtigen fühlte ich mich, als ich den Minimalisten auf Kleiderkreisel beigetreten bin. Erstaunlicherweise haben sich dort nämlich nicht asketische Zen-Mönche versammelt, sondern Leute mit einem ähnlichen Problem wie meines: Zu viel Kram und nutzloser Plunder, zu wenig Überblick und Ordnung. Doch woher kommt nur dieser Drang zu horten und zu konsumieren, ohne dabei Dinge wieder freizulassen?
In unserer Gesellschaft wird viel versprochen: „Kauf mich!“ wird auf jeder Seite einer x-beliebigen Frauenzeitschrift geflüstert, mit dieser Creme, dieser Tasche, diesen Schuhen ist bist du in und zufrieden. „Optimiere Deine Wohnung“ mit neuen Kissen! Bettwäsche! Dem letzten Interior-Schrei! Nur dann ist dein privates Glück vollkommen und man kann sich auf seinem perfektem Sofa auf seinem mühsam erarbeiteten Perfektionismus ausruhen. Jedem von uns ist wohl irgendwie klar, dass es keine Perfektion gibt. Maßloser Konsum macht nicht glücklich. Aber warum falle ich trotzdem immer wieder darauf rein? Ist es noch normal, über 100 Handtaschen zu besitzen, über 100 Sonnenbrillen, Schuhe bis zum Abwinken? Wer kennt nicht das Gefühl, vor dem prall gefüllten, unübersichtlichen Kleiderschrank zu stehen und nichts anzuziehen zu haben? Bisher war meine Lösung immer: Mehr kaufen, neue Sachen anschaffen, „perfektere“ Lösungen suchen…. Ein Teufelskreis. Nach jedem Shopping-High verfliegt die Freude über die neuen Dinge immer schneller, Leere (ja Leere bei vollen Schränken – verrückt) macht sich breit und wieder Appetit auf immer mehr.
Wenn das irgendwann dazu führt, dass man Teile aus dem Kleiderschrank zieht, die man noch nie anhatte, geschweige denn dass man sich überhaupt an sie erinnern kann… dann ist es soweit, die Notbremse zu ziehen.  Ich hatte schon früher kurze Entrümplungsanläufe unternommen (nach einem Umzug oder nachdem ich einmal „Simplify your Life“ gelesen hatte), aber richtig klick hat es bei mir erst gemacht, als ich mich bei Kleiderkreisel angemeldet hatte und auf die Minimalistentruppe gestoßen bin. Seitdem habe ich knapp 100 Klamotten, Schuhe und Accessoires verkreiselt und meinen Kleiderschrank wieder etwas unter Kontrolle gebracht.
Jetzt ist es ja nicht so, als ob ich mit nur 100 Dingen leben möchte. Ich bewundere Menschen, denen das gelingt und die frei und ungebunden durch die Welt bummeln können. Ich hingegen bin ein Nestbauer und brauche greifbare Erinnerungen und Abwechslung. Allerdings möchte ich mich von dem Zwang freimachen, jedem Trend hinterherhecheln und vor allem nicht auf den vermeintlichen „Perfektionismus“ hinarbeiten. Eine neue Balance muss her.
Frühlingsanfang fühlt sich für mich viel mehr wie ein Neuanfang an als Silvester. Passend dazu verführen die Geschäfte mit trendiger Ware und versuchen den Start einer neuen Saison mit Kaufrausch zu verknüpfen. Warum nicht mal anders rum? Ich habe mir vorgenommen, in den kommenden Wochen kräftig Frühjahrputz zu betreiben und mich nicht der Versuchung nach blumigen Tshirts, pastelligen Sneakern und limited-edition-Bettwäsche hinzugeben, getreu dem Motto: „Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche.“ (Sokrates, griechischer Philosoph, 479 v. Chr. – 399 v. Chr.). Wer macht mit? :)

2 Kommentare

  1. Ich! :)
    Bedingt durch meine Ausbildung zur Modedesignerin lauert die Versuchung meist hinter jeder Ecke (und man sollte ja auch irgendwie wissen, was kommende Trends beinhalten…). Oftmals habe ich damit auch meine ausgedehnten Shoppingtouren begründet…
    Kaufen kann glücklich machen – für mich aber wirklich nur dann, wenn ich ein besonderes Teil im Urlaub in einem kleinen Secondhand-Lädchen gefunden habe, und der sentimentale Wert den materiellen meist überwiegt.

    Ein sehr schöner Eintrag, der mir aus der Seele gesprochen hat – weiter so :)

    LG,
    Julia

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  2. Auch Dein Kommentar spricht mir aus der Seele – in meinen Beiträgen soll es nicht um Konsumverweigerung oder das „Austeigen“ gehen sondern um das bewußte Konsumieren, dass ja tatsächlich erfüllend sein kann. Weniger nebenbei shoppen, mehr auf besondere Dinge sparen, an denen man lange Freude hat :)

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