Digitale Briefe
Ich bin mit vielen Brieffreundschaften aufgewachsen. Als dann das Internet populärer wurde und das Briefeschreiben durch Abitur, Studium, Wohnortwechsel und allgemein andere Lebensumstände von E-Mails, SMS und WhatsApp abgelöst wurde, verlagerten sich meine vielen Konversationen ins Internet. Ich schrieb viele E-Mails mit Freunden (und später auch mit meiner Familie, als ich von zuhause auszog). Ich nutzte viele Services im Internet und erhielt dementsprechend E-Mails wie zum Beispiel Newsletter, Newsgroups, Mailinglisten, Benachrichtigungen aus Onlineshops und Bestätigungen für irgendetwas, das ich mal angeklickt hatte.
So geht es sicher vielen: Man meldet sich irgendwo an, gibt seine E-Mailadresse preis und dann flattern die Nachrichten im Minutentakt ins Postfach. Man regt sich vielleicht innerlich auf, weil man schon wieder 30 E-Mails durchklicken (und 95% davon eh löschen) muss, doch am nächsten Tag (oder seien wir mal ehrlich: abends sieht das Postfach doch schon wieder genauso aus) geht das Spiel von vorne los. Das Ziel ist es also, die meiste Zeit ein leeres Postfach zu haben.
In unserem Blog haben wir nun schon oft vom Entrümpeln, Aussortieren und vom leeren Raum gesprochen. Leerer Raum hilft, wieder Fokus zu finden. Das Entrümpeln tut gut, denn man kann wieder aufatmen. Jemand mit einem vollen E-Mail-Postfach kennt vielleicht den Wunsch, einfach mal mit dem virtuellen Besen durchzufegen und wieder Ruhe, Raum und Frieden einkehren zu lassen.
Mein Wechsel von der analogen zur digitalen Kommunikation vollzog sich fließend und ich gehöre zu den Menschen, denen das Organisieren im Blut liegt. Ich bin nämlich eigentlich sehr anfällig für Unordnung und Unstrukturiertheit. Meine Waffe dagegen: proaktiv Strukturen schaffen, an die ich mich halten kann!
Und mit dieser Waffe möchte ich euch heute ausstatten – ganz speziell für euer E-Mail-Postfach. :)
Das Schlachtfeld
Ihr wollt eine Waffe? Dann ziehen wir in den Krieg! Natürlich braucht ihr dann ein Schlachtfeld. Das ist euer E-Mail-Postfach. Euer persönliches Waterloo. Und eben, wie schon angekündigt, die Waffe. :) Die bekommt ihr zum Glück von mir. Zumindest die Bauanleitung.
Die strategische Bestandsaufnahme
Zuerst ruft ihr euer E-Mailprogramm auf oder ruft den Webmailer im Browser auf. Wir wollen nun erst einmal schauen, wo sich der Feind versteckt hat. Das heißt, welche E-Mails ihr überhaupt so habt und welcher Kategorie bzw. welchem Label man sie zuordnen könnte. Wenn man diese kleine Analyse durchgeführt hat, kann man nämlich schon viel besser sehen, was man alles so im Postfach hat und wie man damit umgehen kann. Sprich: welche Waffe die beste gegen welche Art von E-Mail-Kategorie ist. ;)
Ihr könnt euch die Kategorien selber bestimmen, jedoch sind solche Labels wie „Werbung“, „Benachrichtigungen von sozialen Netzwerken“, „Newsletter“, „Erinnerungen an …“, „Foren-Benachrichtigungen“ und „Private Nachrichten von Familie/Freunden“ eigentlich immer vertreten. Solltet ihr eine eigene Wohnung haben oder studieren oder arbeiten (oder alles zusammen), können auch förmliche Schriftwechsel mit Behörden, Institutionen und Firmen dabei sein.
Ich habe mal ein Kreisdiagramm erstellt, damit man sehen kann, wie die etwaige Verteilung der Labels in meinem Postfach ist. Bei mir sehen die Labels wie folgt aus:
Ne ganz schöne Menge, wenn man sich das so betrachtet…
Vielleicht fragt ihr euch, wie es kommt, dass ich so wenige Benachrichtigungen von sozialen Netzwerken habe. Oder Newsletter. So können wir nämlich schon zum ersten Entrümpelungsschritt voranschreiten:
1. Abmelden, abmelden, abmelden
Newsletter, Benachrichtigungen von sozialen Netzwerken, Twitter Updates, „Hier sind Leute aus deiner Nähe“, „Das könnte interessant für dich sein!“, Groupon-Kaufvorschläge, Gutscheine, Rabatte, Aktionen…
Wenn es einen stört, kann man das ganz einfach loswerden: nämlich abbestellen. In nahezu jeder dieser E-Mails kann man nämlich ganz, ganz unten, oft in grau auf grau gedruckt und so klein, dass man es kaum sehen kann, auf „Abmelden“, „Abbestellen“ oder „Ihre E-Mail-Einstellungen konfigurieren“ klicken. Dahinter verbirgt sich eine mächtige Waffe in unserem Krieg gegen das überfüllte und übermüllte Postfach: Denn ist man erstmal diese ganzen Mails los, kann das bei einigen schon dazu führen, 50% weniger Inhalte im Postfach zu haben.
Achtung: Teilweise kommt man sich ganz schön einsam vor, wenn man gewohnt ist, auf ein Postfach mit 30 neuen E-Mails zu klicken und dann hat man nur noch 10 drin. Aber wisst ihr was? Es kommt noch schlimmer!
2. Nachrichten filtern
All das, was man nicht abbestellen kann oder will, einen aber trotzdem irgendwie interessiert und wo man irgendwelche sozialen Verpflichtungen hat, doch irgendwie auf dem Mailverteiler zu stehen… all das kann man filtern. Man kann die Nachrichten also ungelesen in einen bestimmten Ordner sortieren, vorher auf den „gelesen“-Status bringen oder gleich löschen.
Bei mir sind das zum Beispiel E-Mails an eine Gruppe meines Studien-Matrikels. In dieser Gruppe bin ich, um eventuelle Nachrichten zu Klassentreffen, Infos der Hochschule und alles weitere zu erhalten. Blöderweise bekomme ich darüber auch ständig Job- oder Abschlussarbeiten-Angebote, die mich null interessieren. Ich möchte mich aus der Mailingliste nicht austragen, aber ich filtere die Nachrichten. Und zwar archiviere ich sie ungelesen. Wenn ich doch mal neugierig bin, suche ich in meinem Postfach einfach nach der Malinglisten-E-Mailadresse und erhalte dann alle Mails, die in den letzten Wochen oder Monaten zu mir kamen. Oft bestätigt sich mein Verdacht, dass nichts Sinnvolles dabei ist – und wenn doch, dann kann ich es eben später lesen.
Nach diesem Schritt sollte euer Postfach noch etwas leichter geworden sein. Vielleicht habt ihr nun von den anfänglichen 30 Mails pro Tag, die wir durchs Abmelden auf 10 heruntergeschraubt haben, nur noch 5 im Postfach. Ganz schön gruselig, oder?
Und nun kommt auch schon der vorletzte Schritt, nämlich:
3. Archivieren, sortieren und löschen
Was macht man nun mit Rechnungen, Infos von Seiten, auf denen man angemeldet ist oder Benachrichtigungen von Onlineshops? Meistens handelt es sich bei dieser Art von E-Mails um Informationen, die man nicht beantworten muss. Eine Rechnung kann man sich im pdf-Format auf dem PC speichern und die Mail dann archivieren. Infos von Internetseiten können zum Beispiel geänderte AGB sein oder eine E-Mail, dass man seine Anmeldung bestätigen möchte. Diese Nachrichten kann man löschen oder archivieren, je nachdem wie wichtig sie in Zukunft noch sein wird. Benachrichtigungen von Onlineshops tragen ihre Bedeutung ja schon im Namen: Nachricht. Eine Nachricht hat nur eine begrenzte Aktualität und spätestens sobald man einen Artikel erhalten hat, den man bestellte, kann man die Bestell- und Versandbestätigungen löschen.
Wenn ihr wollt, könnt ihr euch auch ein Ordnersystem anlegen, zum Beispiel für Mails einer bestimmten Website oder für eine Firma, von der ihr regelmäßig Rechnungen bekommt und aufheben wollt.
Diese Mails zu archivieren oder zu löschen bedarf pro Nachricht maximal eine halbe Minute. Man liest die Nachricht und entscheidet dann sofort, was zu tun ist. So stapelt sich nichts im Postfach und es atmet noch weiter auf. :)
Also dann, auf zum letzten Schritt, immerhin dümpeln da noch so 1-2 Mails pro Tag herum, die sich auch ansammeln und stapeln können, wenn man nicht irgendetwas mit ihnen macht, nämlich:
4. Beantworten
So simpel es sich anhört, so schwer fällt eben dieser letzte Schritt sehr oft, denn wenn man E-Mails wirklich beantworten will, muss man sich konzentrieren, die Gedanken fokussieren und eben auch Hirnschmalz reinstecken, damit man nicht nur Blah-Blah schreibt. Und eben dieses Gedanken zusammennehmen fällt in unserer schnelllebigen Zeit sehr schwer, denn überall gibt es Ablenkungen, Informationen, Benachrichtigungen und andere Dinge, die unsere Aufmerksamkeit beanspruchen. Drei Zeilen am Stück zu schreiben ist schwer (Und wir machen das hier jeden Tag auf unserem Blog, da ist ruhig mal ein Lob fällig! :P), aber aus irgendeinem Grund seid ihr ja mit bestimmten Menschen privat in Kontakt oder ihr wollt etwas von jemandem (z. B. von einer Behörde), da müsst ihr dann eben auch mal schreiben.
Pro-Tipp: Alles, was telefonisch gemacht werden kann, auch telefonisch machen! Das erspart euch nämlich auch lästige E-Mails und euer Postfach dankt es euch!
Ergebnis
Wenn ihr alle Schritte befolgt habt, sollte euer Postfach tatsächlich leer sein. So richtig… leer. Alle Mails, die ihr gelesen oder auf die ihr reagiert habt, sind aufgeräumt in entsprechende Order und/oder archiviert. Ich nutze meinen Posteingang ausschließlich dafür, dort E-Mails aufzubewahren, die ich beantworten muss oder die noch irgendeine Aktion von mir erwarten (z. B. einen Anhang speichern). Sobald ich diese Aufgabe erledigt habe, werden auch diese E-Mails „aufgeräumt“ und mein Postfach ist leer.
Und ihr so? Habt ihr ein leeres E-Mail-Postfach? Betreibt ihr Inbox Zero – in dieser Variante – oder habt ihr eine ganz individuelle? Oder ist euch euer überquellendes Postfach sogar egal? Schreibt es in die Kommentare! :)
Über ein ähnliches Thema habe ich gerade gestern einen Beitrag veröffentlicht. Virtueller Besen… okay, aber eine Zero Inbox brauche ich nicht, wie ich für mich selber herausgefunden habe. Wobei ich natürlich selbst nur wenige Newsletter abonniert, also Vorsorgemaßnahmen getroffen habe.
Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, ob ihm Zero Inbox wichtig ist und gut tut. Es gibt auch in diesem Bereich keinen einzig richtigen Weg, genauso wenig wie beim Minimalismus (oder Simple Living) allgemein. Für mich persönlich war die Zero Inbox eher ein Zwang, als ein befreiendes Gefühl!
Newsletter müsste ich auch mal so einige wieder abmelden.. das meiste interessiert mich wirklich gar nicht
Hallo Eddie,
danke für deinen Kommentar! Ich habe gleich mal in deinen Blog geschaut, was du so zum Thema schreibst :)
Ich habe in meinem Beitrag geschrieben, dass Inbox Zero, also die leere Inbox, das Ziel ist. Natürlich kann man das auch für sich persönlich abwandeln: Wer den Posteingang zum Beispiel als To Do-Liste nutzt, also Nachrichten dort aufbewahrt, die eine Aktion erfordern, wird wohl auch selten eine komplett leere Inbox haben, aber er oder sie wird trotzdem ein Gefühl von Ordnung und Struktur erleben dürfen, was sehr erfüllend und angenehm ist, wie ich finde :)
Ich hoffe, dass mein Beitrag vielen hilft, einfach mal überhaupt den Fokus auf die Inbox zu legen und sich ein bisschen vom Gerümpel zu befreien. In welchem Umfang dann die Inbox tatsächlich leer oder „befreit“ ist, ist ja wieder sehr subjektiv :)
Viele Grüße,
Dori
Ich habe auch vor kurzem Newsletter aussortiert. Bei den meisten ist es glücklicherweise eine Tat, die mit dem Klick auf „unsubscribe“ nur Sekunden dauert. Bei anderen scheine ich momentan leider gar nicht gescheit herauszukommen. Es gibt keinen Button auf den man klicken kann, auf die E-Mail wird nicht reagiert – ich hoffe nur, dass stetiges „Das ist Spam“-Klicken dazu führt, dass diese Newsletter gleich in den entsprechenden Ordner dafür gelangen.
Naja, aber abgesehen davon sieht es schon ganz gut aus! (^__^‘)
Hallo Karo,
falls du keinen „Unsubscribe“-Button in den E-Mails findest, probiere dich entweder beim entsprechenden Anbieter in deinen Account einzuloggen und dort die Einstellungen zum Nachrichten-Empfang umzustellen oder antworte einfach auf den Newsletter bzw. suche eine Kontakt-E-Mailadresse raus und schreibe einen formlosen Satz, dass du dich vom Service abmelden möchtest. Das klappt meist ganz gut! :)
Liebe Grüße
Dori
Sehr schöner Beitrag :)
Ich habe meine ganzen Newsletter schon Anfang des Jahres abbestellt (Stichwort Challenge), weil ich nicht mehr mit Werbung bombadiert werden wollte, die dann doch nur zum Kaufen verführt; denn auch wenn man meint, eigentlich Bescheid zu wissen, und nicht darauf reinzufallen, verlocken solche vermeindlich tollen Angebote oft sehr.
Und obwohl ich immer mal wieder Emails gelöscht habe (die ganze Werbung sowieso immer direkt), hatte ich in meinem Posteingang 1113 Emails, die ich alle aus irgendeinem Grund dort drin belassen habe, anstatt sie zu archivieren (Stichwort: Wolltest du dich noch mit beschäftigen). Diese Emails sind jetzt komplett rausgeflogen (wenn ich mich seit zwei Jahren nicht durchringen konnte, sie genauer durchzulesen, werd ich es jetzt auch nicht mehr tun) und habe jetzt noch genau 6 Emails in meinem Posteingang, die noch abgearbeitet werden müssen.
Ein ziemlich komisches Gefühl am Anfang, aber irgendwie auch befreiend. Mal sehen, ob ich das so beibehalten kann!
Ich habe auch ganz viele Newsletter abbestellt. Leider habe ich mich inzwischen in die Blogger-Welt verliebt und plötzlich waren sie wieder da, die vielen Infos über neue Blogbeiträge.
Aber derzeit bin ich auch nicht bereit, mich davon zu trennen.
lg
Maria
Inbox-Zero betreibe ich auch seit einigen Monaten, aber leider ist mein „System“ noch etwas fehleranfällig, weshalb ich öfters trotzdem lange suchen muss.
Und jetzt bettel ich Dich ganz offiziell an, noch etwas zur Datenverwaltung zu schreiben, denn das ist sicher nicht nur bei mir eine riesige Baustelle ;)
Hallo Maria,
ich lese auch ganz, ganz viele Blogs und möchte da auf dem Laufenden bleiben, aber ich habe das so gelöst, dass ich keine Benachrichtigungen bekomme, sondern nur aktiv meinen Feed-Reader aufrufe und aktualisiere, wenn ich auch Zeit habe zum Lesen. So werde ich nicht per Mail „aufgefordert“, jetzt gleich im Blog zu lesen und habe ein volles Postfach, sondern hole mir die Informationen selbstständig und aktiv, wenn ich sie haben will. Das funktioniert echt super und kann man vielseitig anwenden, z. B. auch bei Benachrichtigungen auf dem Smartphone oder so :)
Viele Grüße
Dori
Huhu Serane,
ja, ich bin dran! :) Aber erstmal geht es unserem Geld an den Kragen – mit dem Beitrag zum Haushaltsbuch.
Lg :)