Zwei Jahre ist es nun schon her. Was denn? Ich bin umgezogen. Ja, das tun Leute und man sollte meinen, alles gar kein Problem, denn in der ersten eigenen Wohnung, in die ich zu Studienbeginn gezogen bin, ist ja gar nicht so viel Platz für Krempel aller Art. Einen Haken hat das Ganze: Ich bin das wandelnde Gegenbeispiel dazu. Nach drei Jahren in der traumhaften kleinen Studentenstadt Marburg, in einer noch kleineren 1-Zimmer Wohnung dann der Schock: Auf 26 qm Wohnfläche kamen 35 Umzugskartons. Aufgrund fehlender Zeit und Motivation kam es mir auch gar nicht so recht in den Sinn, dass ich vielleicht gar nicht mehr alles brauchen würde.
Tja, in meiner neuen Wohnung standen infolgedessen drei Umzugskartons auch noch ein halbes Jahr nach dem Einzug unausgepackt herum. Und ich begann, mir zum ersten Mal Gedanken zu machen, ob die Dinge, die ich seit Monaten nicht einmal mehr angeschaut hatte, wirklich soo unverzichtbar für mein Leben sind, wie ich sie immer gehalten hatte… Schließlich hatte ich immernoch genügend T-Shirts im Schrank, musste noch kein einziges Mal nackig zu Uni gehen und Parfum habe ich sowieso noch nie gerne benutzt. Im Gegenteil: Meine Schränke waren voll, das ganze Zeug aus den Umzugskartons passte nicht einmal mehr hinein.
Nun.. Beim nächsten Besuch des Bekleidungsgeschäftes meines Vertrauens waren die Gedanken an daran ganz schnell vergessen. Oh! Das T-Shirt ist soo schön! Und es ist doch tatsächlich von 10 Euro auf nur noch 3 Euro heruntergesetzt. Wen stört es da, dass es nur noch in XL vorhanden ist? Ich habe gehört, Oversize ist dieses Jahr sowieso in!
Nach dem ersten Tragen dieses T-Shirts stellte sich heraus, dass es zumindest an mir ganz und gar nicht “in“ aussah, sondern eher wie ein Sack. Ach was, dachte ich mir, bei Gelegenheit nähst du es einfach ein bisschen enger. Weil… es ist doch schön! Und es war so günstig!
Auf diese Gelegenheit wartet das T-Shirt leider bis heute. Seitdem natürlich nicht mehr getragen liegt es in irgendeiner hinteren Ecke meines Kleiderschrankes und wurde nicht einmal mehr angeschaut. Und was soll ich sagen, ein seltener Einzelfall war das wohl nicht.
Was irgendwann folgte, als ich mir zum x-ten Mal den Fuß an einem der herumstehenden und immer noch nicht ausgepackten Umzugskartons stieß, war tatsächlich ein kleines Aha-Erlebnis: Ich brauche diesen Kruscht gar nicht! Nein, vielmehr ärgert er mich, wenn ich ihn ständig vor Augen habe und es eine Entscheidung von mir verlangt, wohin damit. Und…? So ausgelutscht es auch klingen mag und so merkwürdig mir „solche“ Leute früher immer vorkamen: Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass man tatsächlich nicht glücklicher wird, wenn man mehr Dinge besitzt. Eigentlich ist es eher anstrengend. Immer Ausschau halten, nach den neuesten Trends und Schnäppchen, hach – eigentlich sind die ganzen “alten“ Sachen in meinem Kleiderschrank doch auch noch gut!
Plötzlich hatte ich das eigenartige Gefühl, ich hörte mich an wie meine eigene Mutter. Über deren Sprüche ich als Jugendliche immer den Kopf geschüttelt habe. Glücklicherweise ist also schon was dran, dass man mit der Zeit an Erkenntnis gewinnt, über die man sich vor einigen Jahren bloß gewundert hätte. Ich würde euch gerne von diesem Weg berichten, der wohl noch lange nicht zuende gegangen ist. In diesem Sinne: Danke Mama! :)
Dieser Artikel ist von Bianca. Sie hat 2014 für die Minimalistenfreun.de geschrieben.
Oh ja, Umzüge führen einem so richtig schön vor Augen, wie viel Kram man eigentlich besitzt. Ich habe hier auch noch einen Karton rumstehen, den ich aber (immerhin) im letzten Jahr genau zwei Mal aufgemacht habe… Einen festen Platz haben die Sachen darin aber immernoch nicht gefunden. Vielleicht wäre es langsam Zeit, sie zu entsorgen.