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„100 Tage nichts kaufen“ oder: Die verlorene Challenge

Als Mitte des Jahres auf Kleiderkreisel noch alles in Ordnung war, las ich dort noch regelmäßig im Forum und stieß dort auf eine Challenge, die ich spannend fand und sofort entschied, mitzumachen. Sie hieß: „100 Tage nichts kaufen“. Ich dachte mir: „Deal, das bekomme ich hin! Ich brauche im Moment eh nichts! Aber da ich im September in den Urlaub nach Wales fliege und mir ein kleines Mitbringsel eingestehen möchte, werde ich mir einen Joker einräumen.“

Das klang alles so furchtbar vernünftig und im Rahmen des Möglichen, sodass ich begeistert im Forenthread mitschrieb. Die ersten Tage gingen ohne Probleme herum, doch dann war ich unterwegs: In dem Einkaufszentrum, in dem ich eigentlich nur so herumschlenderte, schloss ein großer Schuhladen. Ich dachte mir nichts dabei, durchstöberte die Reste in den Regalen und befand 40, 50 oder noch mehr Euro für die Schuhe viel zu teuer. Als ich ein Paar Schuhe wieder ins Regal zurückstellte, ging eine Verkäuferin an mir vorbei und meinte: „Sie wissen schon, dass heute jedes Paar nur 10 Euro kostet?“ Und so musste ich meinen Joker einsetzen.

Ich beichtete im Forum und überlegte, ob ich noch einmal neu anfangen sollte – immerhin waren erst ein paar Tage vergangen – aber ich wollte mir zeigen, dass ich es schaffen konnte.

Wie ihr aus der Überschrift entnehmen könnte, schaffte ich es natürlich trotzdem nicht. Bis Tag 25 oder 30 lief es eigentlich ganz gut, doch dann war ich irgendwie raus. Da kaufte ich mir hier etwas, dann da etwas, verbuchte es unter „Notwendigkeiten“ und schummelte etwas bei der Challenge. Ich meldete mich nicht mehr im Thread zu Wort und im Urlaub hätte ich auch mehr als einen Joker benötigt.

Offiziell wäre meine Challenge bis etwa Ende Oktober gegangen, doch ich beendete sie im Stillen und für mich schon sehr viel früher, weil ich einfach keinen Elan mehr hatte, mich an die Einschränkung zu halten. Ich hatte das Bedürfnis, Geld auszugeben – und das nicht nur wegen der Trennung von meinem Partner, sondern irgendwie wollte ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht so recht einschränken.

Was lernen wir daraus?

Die Challenge scheiterte also kläglich, doch ich habe trotzdem einige Lehren daraus gezogen, die ich euch weitergeben möchte:

1) Dinge nicht sofort kaufen, sondern auf eine Wunschliste setzen: Ich hatte eigentlich seit Beginn der Challenge Lust auf ein neues Portemonnaie. Es sollte ein bestimmtes Modell von einer ganz bestimmten Marke sein. Auf Kleiderkreisel fand ich es zuhauf und probierte, über tauschen an eins heranzukommen, doch leider war das Glück mir nicht hold. Die Geldbörse stand auf meiner Haben-wollen-Liste ganz oben, doch ich kaufte sie mir nicht, auch wenn ich das Geld gehabt hätte. Ich wollte ja die Challenge gewinnen. Als ich mir die Geldbörse dann etwa zwei Monate später kaufte, war ich super glücklich, den gewünschten Gegenstand endlich zu besitzen: Ich erfreute mich an der Post im Briefkasten, an der lieben Bewertung der Kreislerin, an der Geldbörse selber… es war einfach so schön, sich einen Herzenswunsch zu erfüllen. Dadurch, dass der Gegenstand so lang von mir angehimmelt und „gewollt“ wurde, war es etwas ganz besonderes, ihn dann tatsächlich kaufen zu „dürfen“.
Schreibt euch Dinge auf, die ihr haben wollt. Schaut immer mal wieder auf die Liste. Spürt ihr ein Verlangen, dieses Ding zu besitzen? Vielleicht ändert sich eure Einstellung. Dann streicht die Sache von der Liste… und spart Geld. Und wenn ihr euch etwas von der Liste kauft, freut ihr euch richtig und habt zudem einen echten Lieblingsgegenstand. Win-win!

2) Konsum einschränken ist nicht immer leicht: Eine Trennung, Probleme in der Familie, Geldsorgen, Probleme im Job… es kann nicht leicht sein, auf Konsum zu verzichten, wenn man sonst nichts hat, worauf man sich freut. Konsum kann helfen, sich aus schweren Zeiten „herauszukaufen“. Es ist nicht der beste Weg, mit seinem Leben klarzukommen, aber es ist ein sehr, sehr einfacher. In meiner Zeit der Challenge bemerkte ich, wie anfällig ich auf solche stressigen Einflüsse bin und wie gern ich mich selber mit Einkäufen belohnt hatte. Es fiel mir absolut nicht leicht in dieser Zeit, doch ich weiß auch, dass ich es im letzten Jahr zu einer Monats-Challenge (einen Monat lang nichts Unnötiges kaufen) besser geschafft hatte. Es ist also nicht immer gleich, wie man konsumiert und wie sicher man in sich selbst ruht, ohne etwas kaufen zu müssen.
Wenn man manchmal einfach nicht anders kann, dann soll man sich auch mal was gönnen. Es kann ja der Duft für ein Schaumbad oder eine Tafel Schokolade sein, sodass man sich Dinge für ein entspannendes, schönes Erlebnis kauft – und somit „nicht nur“ konsumiert. Es ist nicht leicht, komplett NICHTS zu kaufen und ich finde, es ist manchmal auch einfach nicht notwendig. Trotzdem kann man bewusst darauf achten, WAS man kauft und so ein schönes Erlebnis für sich selbst schaffen.

3) Die nächste Challenge kommt bestimmt: Ich war erst ein bisschen geknickt, dass ich die Challenge nicht weiter verfolgen konnte/wollte, aber es hatte zu dem Zeitpunkt einfach nicht für mich gepasst. Ich habe ja schließlich keine wirklichen Verpflichtungen gehabt. Wenn bei mir einmal das Geld knapp sein sollte, wird es ganz automatisch klappen mit dem weniger konsumieren ;) Die nächste „Real Life-Challenge“ kommt bestimmt :P

Habt ihr im Moment eine Challenge? Habt ihr euch selber herausgefordert, um euch zu beweisen, dass ihr dem beginnenden Weihnachts-Konsum-Chaos trotzen könnt? Schreibt es uns in den Kommentaren!

Veröffentlicht von

Mein Name ist Dori und ich bin mitten in meinen goldenen Zwanzigern ;) Meine Zeit vertreibe ich mir – nach 5 Jahren Studium in Dresden und Merseburg – mit arbeiten und leben in Frankfurt am Main. Ich schreibe und lese sehr, sehr gern und bin seit etwa 3 Jahren dabei, einen minimalistischen Lebensstil zu kultivieren. Was das ganz genau heißt, möchte ich euch in meinen Posts hier auf www.minimalistenfreun.de gern näher erläutern. Ich beschäftige mich sehr gern mit Design und Sprache, lese gern Blogs zum Thema Architektur und Innendesign/Interieur, außerdem koche ich leidenschaftlich gern – backen ist auch okay ;) Ich liebe es, zu improvisieren und leckere Sachen zu kochen. Am liebsten habe ich dann auch Besuch und bin gern die Gastgeberin einer kunterbunten Runde von lieben Menschen. Eins meiner viel zu wenig ausgeübten Hobbies ist das Nähen – denn Kleidung und Mode ist für mich ein sehr wichtiges Thema, um sich selbst auszudrücken. Ich setze mich gern damit auseinander, meinen Stil zu definieren und ihn mit Kleidung zu verstärken. Dabei möchte ich Wert darauf legen, dass die Sachen, die ich trage, fair produziert wurden und eine hervorragende Qualität haben. In meinen Blog-Posts wird es unter anderem auch um meine Challenge für 2014 gehen, nur Kleidung, Schuhe und Accessoires aus Second Hand und/oder fairer Produktion zu kaufen! :)

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