Eigentlich ist es ganz einfach: man finde ein gesundes, ausreichendes Maß an Hygiene und entwickle einen kritischen Blick für den Nutzen von dekorativer Kosmetik. Zack fertig, Zeit gespart!
Aus meinem Artikel zu Ich habe fertig minimalisiert kennt ihr ja schon mein Rechenbeispiel: 10 Minuten pro Tag nicht mehr nach Klamotten im Schrank suchen garantiert euch 2,5 Urlaubstage zusätzlich pro Jahr. Nun stellt euch mal vor, ihr räumt eure tägliche Beautyroutine auf!
Was ist „Beauty Minimalismus“?
Zunächst einmal: „Beautyroutine“ ist ein irreführendes Wort. Denn mal ganz ehrlich: du bist bereits hübsch, egal was du dir ins Gesicht malst. Sei dir bewusst, dass du nichts von all dem, was du morgens und abends im Bad tust, wirklich brauchst. All das ist ein optionales Plus – vor allem, wenn wir über dekorative Kosmetik sprechen. Tatsächlich gibt es wenige Menschen, die auf Kosmetik angewiesen sind – ich denke hier an Opfer von Bränden oder Menschen mit Deformationen. Doch, wenn man den Bedarf ganz genau betrachtet, benötigen diese Menschen Kosmetik auch eher aus psychologischen Gründen, wenn zum Beispiel der Aufenthalt unter anderen Menschen schmerzhaft oder gar unmöglich ist.
Was ist Hygiene?
Hier sieht es mit dem Bedarf schon ganz anders aus. Hygiene ist wichtig, um Krankheiten zu verhindern und, ganz klassisch, um die Attraktivität für die notwendige Handlung des Erhalts der Menschheit zu verbessern.
Du kannst auch mal einen Tag lang stinken, das tut der Essenz deiner Person keinen Abbruch. Zwischen zweimal täglich duschen und so lange warten, bis das Wasser an dir grau herabläuft, gibt es mannigfaltige Stufen. Hier gibt es weit auseinanderklaffende Gewohnheiten, Ideale, Wünsche und Zwänge. In betracht ziehen sollte man allerdings, dass man bei allem Prozedere darauf aufpasst, sich selbst nicht zu schaden (austrocknende Haut, „überpflegen“, Loch im Geldbeutel wegen zu viel Pflegekram) und auch nicht sich selbst und anderen den Tag zu verderben (miefende Menschen in unmittelbarer Umgebung können noch so nett sein, aber auch sie haben den Begriff „Pflege“ nicht richtig verstanden).
Das Beauty Ritual
Und dann gibt es die Menschen, die sich pro Tag bis zu mehreren Stunden für ihre Beautyroutine Zeit nehmen. Es ist eine Art Ritual, welches fest in den Alltag integriert wird – eine Mischung aus Kosmetik, Pflege und Hygiene. Zum Beispiel in Korea, wo manche Damen bis zu 10 verschiedene Produkte für ihre Beauty Routine benutzen. Wenn man so einen Umfang nicht gewohnt ist, kommt einem die verwendete Zeit schnell vergeudet oder nicht sinnvoll genutzt vor, doch für die koreanischen Damen ist das Ritual eine Art, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, sich zu pflegen und zu wertschätzen. Das ist ein Aspekt, den man sich für die eigene Beautyroutine mitnehmen kann, auch wenn diese vielleicht kürzer ausfällt und mit weniger Produkten auskommt.
Und was ist jetzt minimalistische Kosmetik?
Was man braucht ist wenig – verglichen mit dem Angebot an Beautyprodukten und der vorgeschlagenen Zeit, die man pro Tag in Hygiene und Beauty „investieren“ sollte. Nicht ganz so extrem wie die Pflege mit den 10 koreanischen Produkten, doch wirft man einen Blick in einen örtlichen Drogeriemarkt, kann man schon das Gefühl bekommen, zuhause herrsche ein Mangel an Produkten. Es gibt einfach soooo viel – in allen möglichen Farben, Formen und Konsistenzen – von den Düften ganz zu schweigen.
Ich definiere minimalistische Kosmetik damit, dass man nur so viele Produkte hat, wie man braucht. Das kann bei mir natürlich eine größere oder kleinere Menge sein als bei anderen.
Ich probiere auch mal etwas Neues aus (Haare waschen ohne Shampoo UND ohne Seife? Klar, warum nicht?) oder versuche, mit einem Produkt viele Pflegerituale abzudecken (Öl zur Hautpflege, zum Massieren… und bald auch zum Abschminken?).
Ich versuche mich nicht von Werbung oder dem „Status Quo“ der anderen („Du brauchst einen Concealer, um x und y zu machen. Wenn du dafür einen Abdeckstift nimmst, trocknet deine Haut aus.“ oder „Du brauchst dieses Shampoo und danach eine Spülung, besonders wenn ihr so hartes Wasser habt.“) beeinflussen zu lassen.
Ich lasse mich nicht mehr so schnell verunsichern – trockene Haut, Rötungen, mal eine Pustel oder ein gesplisstes Haar sind ab und zu ok und ich verfalle nicht in die Panik einer verzweifelten Suche nach dem perfekten Produkt gegen diese Plage der Natur.
Ich komme gut mit einem kleinen Bestand an schönen Beautyprodukten aus und mache mir selten Gedanken darüber – das ist mein persönlicher Beauty Minimalismus :)
Bin ganz deiner Meinung! Nur das mit der Panik bekomme ich noch nicht geregelt. Habe mich vor einiger Zeit „verkauft“ und jetzt eine vollkommen unnütze Tagescreme im Schrank. Seitdem war ich kopflos auf der Suche nach Ersatz und einer alternativen Verwendung. Bis mir auffiel, dass mein Gesicht gar nicht jeden morgen eine Creme braucht. Weniger ist also wirklich manchmal mehr…oder zumindest besser für die Haut :-)
Zeitgleich entdeckte mein Kind die Freude des sich und andere eintreten – in meiner Welt ein minimalistisches win-win!
Ich habe vor ein paar Monaten den Abfall an Baumwoll-Wattepads eliminiert: stattdessen habe ich den waschbaren Abschminkschwamm von Dr. Hauschka aus dem Reformhaus entdeckt. Kann ich empfehlen, ist natürlich nicht ganz so weich wie Wattepads, aber ich habe mich gut daran gewöhnt.
Ich meinte natürlich „eincremen“ … :)
Ich benutze, wenn ich Wattepads bräuchte, kleine runde „Lappen“ (ich glaube das Baumwollgewebe heißt Molton?!), die ich als wiederverwendbare Stilleinlagen gekauft habe und die seit Ende der Stillzeit rumlagen. Aber ich habe noch Watte da, als Backup und falls Besucher welche brauchen.
Alles klar:-) Julia!
Ich bezog mich auf Doris Thema über minimalistische Kosmetik. Früher habe ich mich kaum geschminkt, weil ich der Meinung war, da würde ich so viele Wattepads verbrauchen, um alles wieder abzuschminken. Aber seitdem ich den Schwamm entdeckt habe, lohnt es sich für mich, die Augen zu betonen. Ja, ich kenne diese kleine Moltontücher auch, aber ich kam nicht auf die Idee, sie zum Abschminken zu nehmen. Auch nicht schlecht!