Artikel
0 Kommentare

Arbeit vs. Freizeit – Minimalismus und Arbeitszeit

Minimalistenfreun.de - Themenwoche Arbeit

Eigentlich hätten wir doch alle gerne mehr Freizeit. Mehr Zeit für Hobbys, Familie, einfach mal ausspannen.
Eigentlich kein Problem: Arbeitszeit reduzieren und mehr Freizeit genießen. So die plumpe Theorie. Aber wie ist das denn nun wirklich mit dem Thema Arbeit vs. Freizeit?
Ich erzähle euch, wie ich das sehe…

Meine Voraussetzungen

Zunächst sollte ich euch einmal über meine Arbeitssituation und meine Hobbys aufklären: ich bin angestellt, arbeite in einem kleinen Betrieb aus der Eventbranche, 40 h pro Woche, Gleitzeit, Überstunden bezahlt. Ab und zu fahre ich am Wochenende auch mal auf eine Veranstaltung, um dort zu arbeiten. So weit so gut. Mir macht meine Arbeit Spaß, ich habe tolle Kollegen und einen (ja, man glaub es kaum) tollen Chef. In meinem speziellen Fall ist es so, dass meine Arbeit so etwas wie eine Passion für mich ist. Ich habe mein während der Ausbildung entdecktes Hobby zum Beruf gemacht. Nach der zähen und anstrengenden Ausbildung noch ein zweijähriges Studium mit einem irren Mammutprojekt beendet und da bin ich nun: cooler Job, coole Herausforderungen.

Hobbys habe ich „nur“ zwei, die ich regelmäßig und in großem Umfang pflege: Mountainbiken/Downhill und Filmen. Beide Hobbys sind recht kostenintensiv: Fahrräder und Anbauteile sowie Kleidung sind nicht gerade billig, müssen aber zum Glück ja nicht regelmäßig gekauft werden. Reisekosten sind allerdings bei diesem Hobby nicht ganz zu vernachlässigen: man fährt gelegentlich schon mal Richtung Alpen oder in andere Gebirge. Kosten für Benzin und Unterkunft summieren sich da schon mal.
Zusätzlich investiere ich in eine recht teure Mitgliedschaft in einem Fitness-Studio, in dem ich spezielle Kurse besuchen kann und viel Bike-orientiertes Krafttraining mache. Schon dieses Hobby summiert sich im Monat… ganz vom Filmen abgesehen. Equipment muss zwar auch nur einmal gekauft werden, ist aber auch gebraucht teuer. Soviel zu meinen Hobbys.

Es ist also alles gut! Aber, ist es das wirklich?

Mehr Freizeit

Ja, eigentlich schon. Und doch denke ich manchmal über mehr Freizeit und weniger Arbeiten nach. Obwohl mir mein Job Spaß macht.
Zunächst einmal spricht in der Theorie nichts dagegen, die Arbeitszeit zu reduzieren. Um 50, 45, 25 %. Sofern die Arbeitsstelle und der Arbeitgeber das zulassen, ist das ein guter Weg, die Freizeit ein Stück weiter zu maximieren und die Arbeitszeit zu minimieren.
Die Arbeitszeit zu minimieren heißt gleichzeitig aber auch das Gehalt zu minimieren. Weniger Arbeit, weniger Geld. Logisch.

Weniger Geld? Da klingeln die Alarmglocken. Niemand wird abstreiten können, dass man zum Leben in unserer Gesellschaft Geld braucht. Für Miete, Essen, Freizeitaktivitäten. Aha… Freizeit! Davon habe ich ja jetzt mehr. Nur sinkt leider meine zur Verfügung stehende Menge an Geld proportional mit dem Anstieg meiner freien Zeit.
Stünde mir mehr Freizeit zur Verfügung, würde ich diese nutzen, um mit dem Mountainbike zu reisen. Durch Europas Trails oder gerne auch nach Übersee; Kanada, oder Neuseeland. Vielleicht auch Island, Norwegen, Schottland.

Nun wird das Problem immer deutlicher. Wie schon erläutert summiert sich das Ausüben meiner Hobbys recht schnell. Erschwerend wohne ich in einer boomenden Metropolregion mit sehr hohen Immobilienpreisen. Schon alleine die Kosten für Miete und Lebensunterhalt sind mit einer reduzierten Arbeitszeit und einem reduzierten Gehalt fast nicht mehr zu bezahlen.
Wie also könnte ich hier einen Kompromiss finden?

Für mich persönlich ist es keine zufriedenstellende Option, beispielsweise den Reiseradius meiner Unternehmungen auf Taunus und Schwarzwald einzugrenzen, höchstens mal Alpen. Ich will raus in die Welt; auch mal über den Teich und andere Länder kennenlernen. Vielleicht kommt dieser Drang daher, dass versucht wurde, mir konsequent abzuerziehen, dass das Entdecken von neuen Ländern und Kulturen etwas spannendes ist.
Kurzum: wenn es ums Reisen geht, muss ich weg… weit weg! Weit weg heißt nun mal aber auch oft teuer. Und teuer bezahlt man mit Geld. Geld, das durch weniger Arbeit auf meinem Konto auch immer weniger wird. Mit einem reduzierten Gehalt in meiner Gehaltsspanne lässt sich nach Abzug von Miete etc. einfach keine Reise nach Übersee oder innerhalb Europas mehr finanzieren.
Ihr versteht das Dilemma?

Weniger Arbeit = mehr Freizeit = weniger Geld = weniger Möglichkeiten mich auszutoben.

Ein Lösungsansatz wäre es, meine Ansprüche an Freizeitaktivitäten herunterzuschrauben. Wandern daheim statt Downhill in Tschechien. Für mich leider (noch) keine Option. Manchen wird diese Denkweise als hochgradig unminimalistisch und egoistisch aufstoßen; mag sein. Aber aus gewissen Denkmustern und Wünschen kann der Mensch nun eben nicht ausbrechen. Und ich kann meinen Entdeckungsdrang nicht unterdrücken und ich will es auch gar nicht.
Ich möchte lange vermisste Freunde in Amerika besuchen gehen, neue Städte und Länder kennenlernen.
Für mich persönlich geht die Rechnung Weniger Arbeit = mehr Freizeit also nicht auf.
Mir würde einfach das Geld fehlen, um mich voll auszuleben, weswegen ich ja weniger arbeiten würde. Aktuell bin ich noch nicht bereit, mich in allen anderen Bereichen so einzuschränken, um mit einer reduzierten Arbeitszeit meinen Lebensstandard halten zu können. Und den würde ich ganz gerne halten, auch wenn er eher einfach und nicht luxuriös ist. Minimalistisch eben – aber auch minimalistisch soll weiterhin Spaß machen und nicht einschränken.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.