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Buchvorstellung „Einfach leben“


Minimalism finally is instagramable! Fällt es sonst manchmal schwer, Minimalismus in eine optisch ansprechende Hülle zu pressen, erschien neulich ein Buch, dass das in Perfektion geschaffen hat und wie kein zweites zum Thema in den sozialen Netzwerken und auf Blogs gehypt wird. Kein Wunder, denn fast der komplette Inhalt stammt aus ebenjenen. Ein kritisches Review.

Warum geht es? Lina Jachmann, ihres Zeichens Art-Direktorin, hat sich dem Thema Minimalismus und nachhaltiger Leben von allen Seiten genähert und ein schönes Coffee-Table-Buch in Zusammenarbeit mit einer Fotografin herausgebracht. Aufmerksam wurden wir auf das Buch, weil wir selbst im Anhang unter hilfreichen Links geführt werden, was uns sehr freut und ehrt.
Nach der ersten Presse-Ankündigung stand für mich auch gleich fest: das muss ich lesen! Die cleane, schicke Aufmachung ließ mein Grafiker-Herz ebenfalls höher schlagen.
Gegliedert ist das Buch in 4 Abschnitte: Minimalismus & Wohnen, Minimalismus & Mode, Minimalismus & Körper und Minimalismus & Lifestyle. Es sieht sich ausdrücklich nicht als Schritt-für-Schritt-Anleitung (die gibt es auch wirklich schon zur Genüge!), sondern Sammlung und Inspiration, die eigenen Gewohnheiten mal zu hinterfragen. Je nachdem, welchen Bereich man für sich selber angehen möchte, finde ich die gewählte Aufteilung auch sehr stimmig.
Dabei begnete mir der ein oder andere meiner Lieblingsblogger – Madeleine von DariaDaria ist genauso dabei wie Mia von Heylilahey oder Milena von Original Unverpackt. Sie berichten von grüner Mode, Naturkosmetik, Interiour, Zero Waste und von dem, was im Leben wirklich wichtig ist und Bestand haben sollte.

Was habe ich mitgenommen? Besonders gut gefallen hat mir ein Interview mit Joachim Klöckner, betitelt mit „Maximaler Minimalismus“, was man wohl absolut sagen kann – besitzt der Renter aus Berlin doch tatsächlich nur 50 Dinge, Socken einzeln gezählt. Spannend ist jedoch gar nicht nur die Tatsache, mit so wenig auszukommen, sondern vor allem die Philosophie hinter dieser ungewöhnlichen Art, zu leben. Besitz und Konsum sind nur ein Indikator, dahinter steckt viel mehr – und Klöckners Lebensphilosopie und seine Einstellung zum Wirtschaftswachstum ist eine wirklich interesannte.

„[…] denn seit dem 8. August 2016 leben wir auf Pump auf dieser Erde.“

Joachim Klöckner: Was brauche ich wirklich, wirklich, wirklich?

Ich finde es ganz toll, dass in einem Lifestylebuch solche Denkanstössen zu tiefergehenden Diskussionen, die hinter der Lebensart des Minimalismus stehen, ebenfalls ihren Platz finden. Ob die Zielgruppe sich sonst mit dem Konzept der Postwachstumsökonomie oder des bedingungslosen Grundeinkommen beschäftigt hätte, ist sicherlich fraglich.

Doch neben diesen weiterführenden, teils philosophischen Fragen bietet das Buch ebenso praktische DIY-Tipps für nahezu jeden Bereich des täglichen Gebrauchs: einfache und schnelle Rezepte für Putzmittel, Körperpflege und One-Pot-Gerichte, die durch tolle Fotos die Lust wecken, es gleich mal selbst auszuprobieren.

DIY-Allzweck-Orangenreiniger

Wem nutzt das Buch? Generell ist das Buch ein wunderbarer Einstieg ins Thema für Menschen, die einem nachhaltigeren Lebensstil bisher vielleicht noch nicht soviel abgewinnen konnten. Das Buch ist, trotz der DIY-Rezepte, von der Aufmachung her das Gegenteil von „öko“. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zielgruppe eingangs genannte Lifestyle-Instagram-People sind, die sich sonst nicht so sehr für den minimalistischen Lifestyle interessieren – weil es in ihren Augen vielleicht nicht so gut aussieht, nicht so gut ankommt, sich nicht so plakativ vermarkten lässt wie „Guck mal, mein drölfzigster Haul“.

Ich persönlich finde das Buch sehr hübsch und für mich ist es eine praktische Sammlung vieler Meinungen, Posts und Bilder, die ich ohnehin schon auf verschiedenen Kanälen gesehen und oft auch gespeichert habe, weil ich sie toll find. Als papierliebende Printaffine find ich’s klasse, dass ich das Ganze nun in gedruckter Form ins Regal stellen kann – auch wenn das eben nicht sonderlich minimalistisch ist.

Ein bisschen schwierig finde ich es aber dennoch, dass hier, in Anführungsstrichen, „nur“ eine Sammlung an mehr oder minder frei zugänglichem Material hübsch verpackt zum Kauf angeboten wird. Das ist bei Koch- oder Bastelbüchern natürlich im Prinzip auch nicht anders, und als seit Jahren Minimalismus-Interessierte und -Erfahrene darf der Anspruch an ein solches Buch vielleicht auch nicht sein, noch viel Neues zu finden.

Es ist generell ein bisschen heikel und irgendwie zweischneidig, Minimalismus zu vermarkten oder monetarisieren.
(Das konnten wir selbst auch schon feststellen beim Ideen-sammeln, hier ein paar Einnahmen zu generieren, um zumindest die Selbstkosten zu decken. Wie ihr seht, seht ihr /bisher/ nichts, weil uns auch keine wirklich schöne Lösung eingefallen ist. Ab und an erhalten wir, wie heute, Bücher zum Rezensieren, aber das ist dann das höchste der Gefühle :) )
Auf Minimalismus21 habe ich ebenfalls ein Review zum Buch gelesen, dass nochmal einige gute Denkanstöße liefert, und mit dem ich zu 100% konform gehe.

Abschließend kann ich aber sagen, dass mir das Buch trotz der genannten Kritikpunkte sehr gut gefallen hat und im Moment auch genau dem Zweck zugeführt wird, den eine solche Sammlung für mich haben sollte – es ist verliehen an eine gute Freundin, die das Thema bisher so gar nicht interessiert hat ;)

***

Das Buch „Einfach leben“ wurde uns vom Verlag kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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