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Wie man Kinder zu vernünftigen Konsumenten erzieht – in zwei einfachen Schritten

Heute möchte ich euch darlegen, wie man seine Kinder zu vernünftigen und auf Nachhaltigkeit bedachten Konsumenten erzieht in zwei einfachen Schritten! Wir wissen schließlich alle, dass aus unseren Kinder die Menschheit zusammensetzt, die in gar nicht allzu langer Zukunft diesen Planeten weiter ausbeuten wird oder eben mit ihm sorgsamer umgehen als wir es derzeit tun. Kinder zu verantwortungsvollen Konsumenten erziehen ist also eine wichtige Sache. Und dennoch machbar in zwei simplen Schritten!

Okay, ich hab gelogen. Es sind drei Schritte. ABER: der erste Schritt liegt jetzt in diesem Moment schon halb hinter euch!

Was heißt eigentlich ‚vernünftiger Konsum‘ und ‚Nachhaltigkeit‘? Das zu klären sehe ich als den ersten notwendigen Schritt. Wenn ich nicht weiß, was diese Worte für mich ganz persönlich bedeuten, dann wird es auch schwer andere (kleine) Menschen dahingehend zu erziehen, das für sich zu wissen. Aber die Frage nach den ‚richtigen‘ und ‚vernünftigen‘ Entscheidungen in der Konsumwelt ist eine sehr große und so ein hektischer, chaotischer Familienalltag nicht die beste Ausgangslage für langes philosophisches Abwägen. – Doch die gute Nachricht: dass ihr euch gerade auf diesem Blog herumtreibt, heißt, dass ihr diese Frage für euch persönlich schon halb geklärt habt! Minimalismus ist vielleicht ein Teil eurer Antwort, Reduktion auf das Wesentliche, aber sehr wahrscheinlich auch: Pragmatismus. Eltern tun sich selbst einen Gefallen, wenn sie pragmatisch sind und das heißt bei dieser Frage, sich auf das besinnen, was man die eignen ‚Wahrheiten‘ nennen kann.

(Ich komme schon noch zu meinen zwei einfachen Schritten, aber das hier ist wichtig, sonst machen sie nämlich keinen Sinn!)

Diese ‚Wahrheiten‘ sind die gesammelten Überzeugungen darüber, was ‚richtiges‘ Verhalten ist: angefangen bei der wiederverwendbaren Tragetasche für den Einkauf, über das Zu-Fuß-Gehen oder mit dem Rad-fahren wann immer es möglich ist/den Bus statt dem Auto/den Zug statt dem Flugzeug zu nehmen, bis hin zu vegetarisch oder vegan zu leben oder Fleisch nur bio zu kaufen. Wenn ihr erst mal anfangt, darüber nachzudenken, werden euch viele Dinge einfallen, die ihr ganz selbstverständlich schon umsetzt/so oft wie möglich macht/wisst, dass ‚man‘ es machen sollte und die ihr euren Kindern auch gerne vermitteln wollt. Und damit ist dieser erste Schritt, der komplizierteste(!), schon geschafft. Was ist mir wichtig in meinem Leben und wie setze ich das im Alltag um? (Macht eine Liste mit bis zu zehn Punkten für den Anfang. Hilft eigentlich immer.)

Nun zu den zwei einfachen Schritten:

  1. Viel reden!
  2. Nicht reden!

Das muss ich jetzt vielleicht auch nochmal kurz erklären… Werte, Haltungen und Weltansichten können sich nur über Sprache mitteilen. Ich wusste nicht, dass es meinem (mir sehr nahe stehenden) Bruder in der Seele weh tut Fleisch verschwendet zu sehen, bis er mir vor ein paar Tagen erzählte, dass er immer das reduzierte Fleisch kauft, das die meisten nicht mehr haben wollen, weil es kurz vor dem Verfallsdatum ist. (Keine Sorge, er ist kein Freund von Tartar o.ä. sondern gart sein Essen sorgfältig durch!) Woher sollen eure Kinder wissen, dass es einen Grund gibt für das, was ihre Eltern so machen und das vielleicht anders ist als das, was die andere Eltern so machen? Wir versuchen viel zu reparieren und weiterzuverwenden, auch ist es uns wichtig unseren Kindern Wertschätzung für Dinge zu vermitteln, und das erzählen wir unserem Kind. Selbstverständlich nicht abstrakt und theoretisch, ich lasse z.B. Kleidung für mich sichtbar liegen, wenn ich vor habe, sie am Abend zu flicken. Wenn also die für 2 1/2jährige recht typische „Mama was ist das?“/„Mama warum?“ –Frage kommt, sage ich: „Ich will das flicken, denn es hat ein Loch.“ Und wenn ich das Kleidungsstück dann wieder trage, zeige ich die geflickte Stelle. Bei älteren Kindern ist das natürlich keine Gelegenheit für ein tiefgreifendes Eltern-Kind-Gespräch, aber für kleine Kinder, die gerade die kausalen Zusammenhänge der Welt erlernen, ist das ein weiterer spannender Zusammenhang. Und das Resultat ist, dass unser Kind, wenn etwas kaputt geht, automatisch fordert, dass wir es „papa-rieren“ oder „mama-rieren“.

Vorleben statt überreden

Was mich zum zweiten noch weitaus wichtigeren Schritt führt: Nicht reden! Denn Reden nützt eigentlich gar nichts, wenn es um die Erziehung von Kindern geht. Kinder haben nämlich einen Knopf im Kopf, mit dem sie die Eltern auf stumm schalten können und kleine Kinder begreifen einfach häufig noch nicht, was man ihnen da erzählt. Es gibt nur einen Weg, über den bei Kindern ein erwünschtes Verhalten ankommt, und der ist Vorleben. Man muss selbst ein Vorbild sein! Das Wichtige ist nicht, dass ich meinem Kind erkläre, was ich warum repariere, das Wichtige ist, dass meine erste Reaktion auf eine kaputte Sache im Alltag ist, zu versuchen, sie zu reparieren. Es ist natürlich dennoch wichtig seine Kinder ernst zu nehmen und ihnen auf geeignete Art und Weise die eigenen Beweggründe zu erklären und meine persönliche Erfahrung ist, dass das schon bei den allerkleinsten Babys positive Auswirkungen hat. Denn selbst wenn sie etwas (noch) nicht verstehen, fühlen sie sich dann ‚mitgenommen‘ und können darauf vertrauen, dass es Gründe für das merkwürdige Verhalten der Erwachsenen gibt. Aber das Wichtigste bleibt immer, dass man als Eltern versucht seine Überzeugungen zu leben – nur so kann man authentisch sein. Und ich habe zwar noch keine Erfahrungen mit pubertierenden Kindern, aber als ehemaliges, pubertierendes Kind bin ich sehr davon überzeugt, dass diese Authentizität spätestens dann wichtig wird, wenn in manchen Momenten weder Vorleben noch ruhiges Erklären durch eine zugeworfene Kinderzimmertür hindurch dringen.

Was denkt ihr? Kann man Kinder überhaupt zu irgendwas erziehen oder werden sie sich spätestens ab der Pubertät sowieso von den elterlichen Grundsätzen abwenden? Was sind eure ‚Wahrheiten‘? Und wollt ihr sie überhaupt weitergeben?

Danke an die Minimalistenfreun.de, dass ich mal wieder zu Gast sein durfte! Wenn jemand eine spezifische „Mama-Frage“ stellen möchte: immerzu! Oder vielleicht findet sich auch eine Antwort auf meinem zutiefst themenlosen Blog, den ich v.a. für meine Oma führe: www.interessanterseits.wordpress.com

Liebe Grüße, eure Julia


→  Julia hat schon mehrfach über das Thema „Minimalismus“ mit Kindern berichtet und wir freuen uns sehr, dass sie unseren Blog mit dieser Sparte und ihren spannenden Erfahrungen bereichert! Hier geht es zu Teil 1, Teil 2 und Teil 3.

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2 Kommentare

  1. Hallo Julia,
    sehr gut geschrieben und ich kann bestätigen, es ist so einfach :-)
    Meine Kinder, mittlerweile 29 und 25 Jahre, erinnern sich heute noch an
    ganz viel von uns vorgelebte Dinge.
    Wie z. B. keinen Müll einfach auf die Strasse werfen. In Gesprächen erzählen
    sie oft das sie immer, wenn sie sehen wie jemand achtlos was auf die Strasse wirft, dran denken müssen das ich ihnen immer wieder erklärt
    habe warum man das nicht macht :-)
    Oder z. B. sind sie sehr sorgfältig mit ihren Sachen und achten darauf sie nicht einfach muttwillig in die Ecke zu pfeffern, kommt ja doch auch bei Erwachsenen mal vor. Nee bei beiden klingt wieder Mamas Stimme im Ohr, geh ordentlich mit deinen Sachen um, wenn sie kaputt sind kann man nicht alles wieder heile machen oder neu kaufen. Ja und den Stoffbüdel zum Einkauf mitnehmen hat sich so auch eingebrannt *schmunzel…
    Ich freu mich immer zu beobachten was durch einfaches vorleben von uns damals, bei den Mädels so selbstverständlich bis heute weiter gelebt wird.

    Liebe Grüße
    Aurelia

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