Artikel
3 Kommentare

Überbleibsel vom Umzug: Die Kiste

Ich bin mir sicher, jeder hat oder hatte sie schon einmal: diese Kiste, in die beim Umzug all das geworfen wird, das sonst nirgendwo so richtig dazupasst, aber irgendwie auch kein Müll ist. Und all das, was beim Verpacken der “großen” Stücke sonst noch so rumsteht, oder das beim Auspacken keinen richtigen Platz findet und sich in der neuen Wohnung irgendwie falsch anfühlt.
Meistens bleibt diese Kiste dann irgendwo stehen und wird vergessen. Entweder gut versteckt in der hintersten Ecke der Abstellkammer oder – wie in meinem Fall – in plain sight, also irgendwo sichtbar-unsichtbar in der Wohnung. Und irgendwann fällt die Kiste dann gar nicht mehr auf.

Ich habe auch so eine Kiste – oder besser gesagt hatte, da ich sie mir in den letzten Tagen (fast anderthalb Jahre nach dem Umzug!) endlich mal vorgenommen habe.

So sah sie im vollen Zustand aus:

Und das habe ich darin gefunden:

  • Karteikarten: Bei jeder neuen Sprache (in diesem Fall Altgriechisch und Arabisch) probiere ich mein Glück wieder mit Lernkarten, und irgendwie geht es immer schief. Beim letzten Umzug konnte ich mich noch nicht so recht von den mühevoll beschriebenen Kärtchen trennen, jetzt aber habe ich sie entsorgt. Nicht, weil ich meine Sprachkenntnisse nicht noch irgendwann gerne wieder auffrischen will (von der Idee habe ich mich nicht verabschiedet), sondern weil ich endlich eingesehen habe, dass Karteikarten für mich der falsche Weg beim Vokabellernen sind, zumal ich momentan die Buchstaben nicht einmal mehr flüssig lesen kann. Beim nächsten Mal Neulernen muss ich also sowieso von vorne anfangen, und bis der Tag kommt, nehmen die Karten nur unnötig Platz weg.
  • Buntstifte: Davon habe ich leider viel zu viele, und bisher habe ich noch keinen sinnvollen Weg gefunden, sie loszuwerden. Bis ich das hinbekomme (noch ein Punkt auf der immer länger werdenden To Do-Liste), kann ich sie aber zumindest bei meinen übrigen – noch nicht minimalisierten – Kunstmaterialien aufbewahren.
  • Zwei Analoge Kameras: eine alte von meiner Mutter, die ich gerne aufheben möchte (Ihr kennt diese Teile, bei denen man Belichtungszeit und Entfernung selbst einstellen muss?), und so ein billig-Knipseding, bei dem man leider außer auf den Auslöser drücken nichts selbst tun kann/muss. Letztere wird wohl entsorgt werden, erstere wird behalten, in der Hoffnung, dass ich endlich mal zum Fotografieren komme.
  • Viele alte selbstgebrannte CDs (Musik und Daten): In Zeiten von Amazon Musikdownloads und Spotify haben sich diese CDs eigentlich erledigt, und nachdem ich es endlich geschafft habe, mich zu vergewissern, dass darauf wirklich nichts Wichtiges gespeichert ist (bzw. die Erinnerungen an die Teenagerzeit auf den neuen PC kopiert wurden), konnten sie entsorgt werden.
  • Erinnerungsstücke: Einige Teile in der Kiste erfüllen keinen wirklichen Zweck, ich möchte sie aber trotzdem nicht hergeben, da ich damit Erinnerungen verbinde. So z. B. die rote Fahne, die man auf dem Bild erahnen kann – die habe ich zum Abschied bei meinem Studienabschluss von meinen Mit-Fachschaftlern bekommen. Besagte Erinnerungsstücke haben jetzt entweder einen festen Platz in unserer Wohnung bekommen oder sind in meine “Erinnerungskiste” gewandert, in der ich Dinge aufbewahre, die ich nicht weggeben/wegwerfen, aber auch nicht immer irgendwo rumstehen haben will.
  • … und natürlich jede Menge Müll (getrocknete Blumen, alte Postitblöcke, die nicht mehr kleben, lose Zettel, …), der gleich in die Tonne gewandert ist.

Wie sicher aus der Liste oben schon klar geworden ist, habe ich vieles aus der Kiste noch aufgehoben, weil damit Pläne und Ideen zusammenhängen, die ich noch umsetzen möchte. Das liegt unter anderem daran, dass meine mentalen Entrümpelungsaktionen deutlich langsamer vorangehen und viel mehr Energie benötigen als meine physischen. Trotzdem fühlt es sich schon wie ein großer Erfolg an, endlich die immer im Weg herumstehende Kiste los zu sein. Die Entrümpelungsaktion hat auch gar nicht so lange gedauert, wie ich gefürchtet hatte, und von vielem fiel die Trennung auch nicht so schwer, wie erwartet. Wieder Mal ein klares Zeichen also, dass man solche Projekte lieber gleich angehen sollte, statt ewig auf den “passenden Zeitpunkt” zu warten.

Artikel
0 Kommentare

Quicktip: HabitRPG

Dieser Quicktip ist für alle diejenigen, die sich mit einer oder mehreren der folgenden Aussagen identifizieren können:

  • Du führst To Do-Listen gerne online und greifst mobil auf sie zu.
  • Du machst dir gerne Listen mit Aufgaben, hast aber wenig Motivation, diese auch zu erfüllen.
  • Du stehst auf RPGs (= Role Play Games, also PC/Internet-Spiele).
  • Du kannst der Pixel-Ästhetik alter PC/Konsolenspiele (think Zelda oder Minecraft) etwas abgewinnen.

Und, wiedererkannt? Wenn ja, könnte HabitRPG etwas für dich sein. Worum gehts?

HabitRPG ist laut Aussage der Entwickler eine App, die tägliche Gewohnheiten und Aufgaben wie Elemente eines Computerspiels behandelt und so dazu motiviert, diese auch zu erledigen.
Es gibt drei Gruppen von Aufgaben: Gewohnheiten (für die gibt es jedesmal dann Punkte, wenn man sie erledigt), tägliche Aufgaben, und Aufgaben mit (in der Regel) nicht festgelegter Deadline. Die Aufgaben verändern ihre Farbe, je nachdem ob und wie oft man sie erledigt – von rot (überfällig) bis blau (alles wunderbar). Erledigt man ein To Do oder eine Gewohnheit, gibt es Belohnungen (Gold, Haustiere, Erfahrungspunkte, … – natürlich alle rein virtuell ;) ), für nicht Getanes werden Lebenspunkte abgezogen. Von dem gesammelten Gold kann man sich dann entweder Belohnungen (siehe rechts oben im Foto) oder Ausrüstungsgegenstände kaufen, und bei ausreichenden Erfahrungspunkten steigt man ein Level auf. Mit zunehmender Levelzahl kann man außerdem noch weitere Features freischalten, z.B. die Option, mit anderen Spielern gegen Monster zu kämpfen, wobei das Monster durch die erledigten Aufgaben der Gruppenmitglieder Schaden nimmt.

Und das beste? Das Spiel ist umsonst. ;) Finanziert wird es nämlich über Werbung und über bestimmte Spezialfeatures (z.B. Individualisierung des Avatars), die aber meiner bisherigen Erfahrung nach nicht wirklich nötig sind, um die App nutzen zu können.

Und, funktionierts?

Ja, zumindest bei mir, und zumindest bisher. Ich habe zwar oft immernoch einen Papierzettel mit meiner ToDo-Liste dabei (kein Smartphone ;)), aber das RPG motiviert mich deutlich mehr, meine Aufgaben auch tatsächlich zu erfüllen. Irgendwie ist es nämlich sehr motivierend, den Erfahrungspunktebalken wachsen zu sehen, und wenn für nicht erfüllte Aufgaben Lebenspunkte abgezogen werden, tut das schon fast ein bischen weh. Manche Feratures (z.B. in Gruppen gegen Monster anzutreten) habe ich noch nicht ganz so ausgiebig getestet, bisher funktioniert aber das schlechte Gewissen den Gruppenmitgliedern gegenüber noch ganz gut, um mich zum erledigen meiner ToDos zu bewegen.
Aufpassen muss man glaube ich nur, wenn man dazu neigt, To Do-Listen-Schreiben als Ersatz für das Erledigen der eigentlichen Aufgaben zu benutzen – dann kann man nämlich auch auf HabitRPG Zeit totschlagen. Da die Funktionen, die nicht direkt mit dem Erledigen von Aufgaben zu tun haben, aber beschränkt sind (z.B. Ausrüstung kaufen, Avatar ausstatten, usw.), wird das Spiel nicht zur riesengroßen Zeitfalle.

Artikel
0 Kommentare

Buchvorstellung: John Maeda – Simplicity

Da dieser Blog nicht nur unterhalten, sondern auch aktiv Hilfestellung beim Minimalisieren leisten soll, möchten wir euch in der Rubrik “Ressourcen” in (un)regelmäßigen Abständen Bücher, Blogs und Websiten vorstellen, die sich mit dem Thema Minimalismus und allem, was so dazugehört, beschäftigen.1.

***

Bei der heutigen Buchvorstellung muss man eines gleich vorwegschieben: John Maedas “Simplicity – Die zehn Gesetze der Einfachheit” (auf Englisch: “The laws of simplicity”) ist kein Buch über das Ausmisten, und genau genommen auch keines, in dem es im engeren Sinne um Lebensvereinfachung und Kram loswerden geht. Vielmehr versammelt Maeda, der mit seinem Hintergrund als Dozent und Forscher am MIT eher aus einer technisch-designorientierten Richtung kommt, skizzenhaft seine Erkenntnisse, was “Einfachheit” ausmachen kann und sollte.


Einige der zehn “Gesetze”, die der Autor in seinem Buch vorstellt, kommen uns allen sicher schon bekannt vor: Einfachheit wird unter anderem erzeugt durch Reduzierung und Organisation, aber auch durch Zeitersparnis und Lernen (z.B. wenn man Arbeitswege durch besssere Kenntnisse vereinfachen kann).
Einfachheit braucht aber – und hier setzen Maedas interessantere Überlegungen an – immer auch Komplexität, um als “einfach” hervortreten zu können. Denn erst wenn sich ein Wechsel zwischen Ordnung und Unordnung, Komplexität und Einfachheit einstellt (ein Rhytmus also), kann man Einfachheit so richtig wertschätzen. Diesen Gedanken fand ich sehr aufbauend, weil ich sehr oft nur sehe, was noch nicht vereinfacht und noch chaotisch ist, dabei aber vergesse, dass ich meine Erfolge ohne das “Chaos drumrum” gar nicht so gut erkennen könnte.
Spannend fand ich auch den Gedanken, dass Einfachheit Vertrauen erfordert: in das vereinfachte Design eines Gerätes, oder dahingegend, dass das Wenige immernoch ausreichend ist, unsere Bedürfnisse zu erfüllen.
Und zuletzt gibt es noch zwei Erkenntnisse, die mir persönlich besonders wichtig sind: Einerseits, dass es Bereiche gibt, bei denen Einfachheit nicht zielführend und vielmehr ein “Mehr” angemessen ist (z.B. bei Gefühlen und zwischenmenschlichen Beziehungen) und zweitens dass es Bereiche gibt, die sich nicht vereinfachen lassen, und dass Rückschläge und Fehler zum Prozess des Vereinfachens dazugehören.

Fazit:

Was mir neben dem sehr klaren, knapp gehaltenen Stil besonders gut gefallen hat sind die zahlreichen Anekdoten und Beispiele, mit denen der Autor seine Überlegungen illustriert. Einige kommen dabei aus den uns geläufigeren Bereichen “Wohnung” und “Kram” (z.B. wenn Maeda über das japanische Konzept des MA nachdenkt), andere aber auch aus der Technik- und Designbranche, z.B. das Design des Ipods, dass zur Illustration der Konzepte “Reduzierung” und “Einfachheit” herangezogen wird.

Das Buch ist sicher nicht dazu geeignet, Tips fürs Ausmisten zu liefern, aber allen, die sich gerne auf etwas philosophischerer Ebene mit Minimalismus und Einfachheit beschäftigen wollen, kann es neue Anregungen und Zugänge bieten.

 

 ***

1. Disclaimer: Die Ressourcen, die wir hier vorstellen, haben wir ausgewählt, weil wir sie selbst als nützlich empfinden und sie uns auf unserem Weg zum Minimalismus geholfen haben. Wir erhalten keinerlei Prozente aus Verkäufen oder sonstige Gewinnbeteiligung, z. B. über Werbeeinnahmen.

Artikel
0 Kommentare

Mentales Gerümpel: Eine Zwischenbilanz

Gleich zu Anfang mal wieder eine Beichte: Dieser Post schafft es schon seit Wochen nicht von meiner To Do-Liste. Seit ich das letzte Mal über mein mentales Gerümpel berichtet habe, grübele ich darüber nach, wie ich am besten über die schwierigeren Projekte schreibe, die ich noch angehen will. Wie ich also das mentale Gerümpel beseitige, das von mir verlangt, mich mit mir selbst und meinem Bild von mir und meiner Zukunft auseinanderzusetzen.


Die lange Zeit, die seit meinem letzten Beitrag vergangen ist, deutet die Antwort schon an: Ich gehe diese Art von Gerümpel (fast) gar nicht an, zumindest nicht im Moment.

Dabei ist meine Bilanz seit dem letzten Post gar nicht so schlecht, wie ich finde:

Von meiner Liste von Dingen, die ich noch erledigen will, konnte ich einiges schon streichen (z. B. meine Regale und Ordner nochmal ausmisten, die Abstellkammer umräumen, viel loses Papier sortieren und einheften und aussortierte Klamotten und Taschen loswerden), anderes ist für die nähere Zukunft geplant oder wird zumindest regelmäßig wieder auf meine To Do-Liste gesetzt, in der Hoffnung, dass ich endlich Zeit dafür finde (z. B. Fenster putzen). Ziemlich düster sieht es allerdings bei vielen “schwierigeren” Projekten aus, sei es, weil sie emotional belastend sind, oder weil sie anderweitig geistige oder seelische Anstrengungen erfordern. Dazu bin ich nämlich dank Promotion und neuem Job leider in letzter Zeit immer viel zu erschöpft, ganz davon abgesehen, dass mir häufig einfach die Zeit zum Nachdenken fehlt und ich so wenig Muße habe, herauszufinden, was ich für mich selbst eigentlich will.

Trotzdem gibt es natürlich auf diesem Gebiet auch kleinere Fortschritte:

Zum Beispiel möchte ich gerne jemand sein, der gerne und viel liest. Diese Art von Person war ich eigentlich schon immer, aber irgendwie ist mir in den letzten Jahren (und in den letzten Zügen meines Studiums) die Fähigkeit abhanden gekommen, einfach nur noch zum Spaß und endlos am Stück zu lesen. Jetzt wo ich meinen Abschluss in der Tasche habe, könnte ich wieder Bücher lesen, ohne eine Prüfung im Hinterkopf zu haben. Dummerweise lese ich aber für meinen Job schon sehr viel (in der Regel allerdings Fachliteratur), weshalb ich oft keine Lust mehr habe, abends auch noch ein Buch anzufassen. Stattdessen wird das durch Serien und viel – teilweise leider nicht besonders gute – Fan Fiction ersetzt, und wenn ich doch ein Buch vor mir habe, unterbreche ich mich oft selbst (obwohl mir das Lesen und das Buch eigentlich Spaß machen), weil ich denke, ich müsste etwas viel “Wichtigeres” erledigen. Also habe ich vor kurzem – so bescheuert das auch klingen mag – angefangen, “Buch lesen” auf meine tägliche To Do-Liste aufzunehmen. Im Gegensatz zu den anderen Aufgaben, die da drauf stehen, ist das allerdings kein Muss, sondern mehr eine Art Erinnerung an mich selbst, doch mal öfters Abends den PC früher aus zu machen und mich mit einem Roman ins Bett zu kuscheln. Das klappt bisher eigentlich ganz gut, und ich merke, wie ich mich wieder ein bischen mehr wie “ich selbst” fühle.

Eine weitere, bei mir leider sehr ausgeprägte und dauerhafte Baustelle (think Flughafen Berlin-Brandenburg) ist mein Perfektionismus und mein ständiges Gefühl, “zu wenig zu arbeiten”. Was auch immer das heißt, wenn man eine halbe Stelle hat und diese 20h Arbeitszeit/Woche in der Regel immer problemlos füllen kann. Wahrscheinlich ist ein Teil dieses Gefühls meinem Arbeitsumfeld geschuldet (sehr flexible Arbeitszeiten mit wenig fester Präsenzzeit – also auch kein fester Feierabend -, schwer messbare Arbeitsmenge und -fortschritt, geistig anstrengende Aufgaben, die man nicht lange am Stück erledigen kann, …), ganz sicher bin ich aber auch zu einem guten Teil selbst schuld – beziehungsweise meine Einstellung zur Arbeit. Ich mache meine Arbeit nämlich sehr gerne, kann sie deshalb aber auch sehr schlecht liegenlassen und (so paradox das vielleicht klingt) auch mal meine “Freizeit” genießen. Dienst nach Vorschrift ist also irgendwie nicht drin, Durcharbeiten allerdings sowohl physisch als auch psychisch auch nicht. Also muss ich irgendwie die Stimme in meinem Kopf abstellen, die mich gerne immer weiter anspornen möchte (siehe Leseproblem, das ich oben geschildert habe).
Meine Methode, die im Moment eigentlich ganz gut funktioniert, ist, mir meine Arbeitszeit auf ca 15 min genau aufzuschreiben (natürlich ohne Pausen) und mir dazu zu notieren, was ich eigentlich genau gemacht habe. So kann ich für mich selbst einen Fortschritt sehen (z.B. weil ich eine bestimmte Menge Aufsätze in einer Woche gelesen und exzerpiert habe) und es fällt mir leichter, mir auch mal frei zu nehmen, weil ich mein selbstgesetzes Tages- oder Wochensoll erfüllt habe. Bisher klappt das – mit einigen wenigen Ausnahmetagen – ganz gut, und ich merke, dass ich in dieser Hinsicht schon ein bischen lockerer geworden bin. Außerdem hat meine strenge Buchführung noch einen anderen Nebeneffekt, den ich so nicht erwartet hatte: Durch das Aufschreiben, wie lange ich an bestimmten Tätigkeiten sitze, habe ich gelernt, besser abzuschätzen, wie viel Zeit bestimmte Aufgaben in Anspruch nehmen. Dadurch kann ich wesentlich besser planen, wie viel Zeit ich für ähnliche Tätigkeiten einplanen muss und verfalle weit weniger häufig in Panik, weil ich zu viel auf einmal erledigen muss und nicht weiß, ob die vorhandene Zeit dafür ausreicht. Meistens tut sie das nämlich, man muss nur darauf vertrauen und seine Zeit nicht damit verplempern, wie ein Kaninchen vor der Schlange vor seiner To Do-Liste zu sitzen. ;) Natürlich verschätze ich mich mit dieser Methode auch gelegentlich, aber doch wesentlich seltener als früher.

Was habe ich also bisher aus meinem Experiment gelernt?

  • Ich schaffe es neben Job und Promotion, an ein oder zwei Baustellen gleichzeitig zu arbeiten (und ein paar Nebentätigkeiten zu erledigen), alles andere ist aber – momentan zumindest – nicht machbar. Das Gitarrespielen zum Beispiel habe ich mehrfach wieder ausprobiert, vorangekommen bin ich aber bisher nicht so richtig.
  • Für meinen Erfolg ist es wichtig, zu lernen, wie ich ticke. Ich stehe z. B. wie Gretchen Rubin (“The Happiness Project”) unglaublich auf Listen und Gold Stars, also mache ich mir To Do-Listen zum Abhaken und Habit Tracker, an denen ich die Erfolgstage abzählen kann.
  • Mentales Gerümpel zu beseitigen braucht viel Energie – Energie, die ich nicht habe, wenn ich im Job stark eingespannt bin oder es mir anderweitig nicht gut geht. Darum braucht das Wegschaffen der mentalen Berge vor allem auch Geduld mit mir selbst: Alles auf einmal geht nicht, und manche Projekte brauchen viel, viel Zeit und viele kleine Schritte.

***

P.S.: Nein, das sind nicht alle meine Bücher. In dieser Hinsicht bin ich gar nicht minimalistisch. ;)

Artikel
2 Kommentare

Buchvorstellung: Kathrin Passig & Sascha Lobo – Dinge geregelt kriegen

Da dieser Blog nicht nur unterhalten, sondern auch aktiv Hilfestellung beim Minimalisieren leisten soll, möchten wir euch in der Rubrik “Ressourcen” in (un)regelmäßigen Abständen Bücher, Blogs und Websiten vorstellen, die sich mit dem Thema Minimalismus und allem, was so dazugehört, beschäftigen. 1.

***

Wie gut mir Kathrin Passigs und Sascha Lobos “Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin” gefallen hat, sieht man schon an der gar nicht minimalistischen Menge an Post-its, mit denen ich das Buch “verschönert” habe: Jeder Klebezettel steht für eine Stelle, die ich mir merken wollte oder in der ich mich wiedererkannt habe. Ganz schön viele also.

Doch worum geht es?

Trotz des Titels möchte das Buch explizit kein “Selbsthilfebuch” sein. Denn, wie die Autoren selbst sagen: “Wir wollen vielen Menschen eine Stimme sein, die zwischen den verhärteten Fronten der überfleißigen Arbeitstiere und der alles ablehnenden Faulenzer leben.” Es geht also explizit nicht, wie in vielen anderen Ratgeberbüchern, darum, die eigene Produktivität zu verbessern, das Arbeitspensum zu erhöhen und sein Leben besser zu managen. Genauso wenig will aber “Dinge geregelt kriegen” ein Buch für Aussteiger sein.
Lobo und Passig wollen vielmehr einen Mittelweg finden, zu ein bischen mehr Selbsterkenntnis im Bezug auf das eigene Arbeitsverhalten anregen, und dazu auffordern, die eigenen Erwartungen und den eigenen Perfektionismus zu Gunsten des Glücklichseins zurückzuschrauben. Nicht der Mensch muss den Erwartungen angepasst werden, sondern die Erwartungen dem Menschen – und zwar sowohl diejenigen, die von außen an einen herangetragen werden, als auch die selbstgeschaffenen. Dieses Prinzip liegt dem gesamten Buch zu Grunde und beeinflusst, wie Lobo und Passig an ihre zahlreichen Themen (u.a. Prokrastination, Erledigen von Aufgaben, Timing, Kommunikation, usw.) herangehen.

Beim Stichwort “Prokrastination” sieht das beispielsweise so aus:
Um zu verstehen, wieso Menschen Dinge nicht geregelt kriegen, analysieren die Autoren zunächst, wieso man überhaupt “prokrastiniert”, also Aufgaben auf unbestimmte Zeit aufschiebt. Die Ursachen können sehr vielfältig sein: Unterforderung, Überforderung, Langeweile, Begeisterungslosigkeit, Angst vor Fehlern, Perfektionismus, mangelnder Ehrgeiz, zu viel Liebe zum Thema, usw. Wie diese Liste schon andeutet, ist Prokrastination durchaus nicht außergewöhnlich – und genau diesen Aspekt betonen Lobo und Passig auch ganz besonders. Es sei utopisch, so die beiden, anzunehmen, man könne sein Leben rein produktiv und prokrastinationsfrei bestreiten. Vielmehr plädieren die Autoren dafür, das Aufschieben endlich als etwas völlig Normales anzuerkennen und statt Energie darauf zu verschwenden, die eigene Natur zu bekämpfen, lieber Strategien zu entwickeln, um die Aufschieberitis im entscheidenen Moment ausreichend unter Kontrolle zu halten, um sich nicht in die (sozialen) Nesseln zu setzen. In vielen Fällen, so Lobo und Passig, falle ein bischen Aufschieben nämlich gar nicht ins Gewicht.
In ähnlicher Weise gehen die Autoren dann an die weiteren Themen des Buches heran: Immer geht es darum, die eigenen Erwartungen zurückzuschrauben, den Perfektionismus an den Nagel zu hängen und das gesunde Mittelmaß zu finden, mit dem man in der Gesellschaft “funktionieren” kann, ohne allzusehr anzuecken oder sich zu verausgaben.

Fazit:

Wie schon gesagt: Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich habe mich nicht nur an vielen Stellen wiedererkannt, sondern fand auch den sehr humorvollen, anekdotischen Schreibstil ausgesprochen unterhaltsam. Auch die “Message” des Buches fand ich angesichts des doch immer mehr um sich greifenden Perfektionswahns (v.a. was das Arbeitsverhalten angeht) sehr erfrischend. Die Autoren zeigen, wie ich finde, sehr anschaulich, dass “mehr” und “besser” nicht immer unbedingt notwendig ist, und dass das Leben mit ein bischen mehr Mittelmaß und Mut zur Lücke auch ganz schön sein kann.

 ***

1. Disclaimer: Die Ressourcen, die wir hier vorstellen, haben wir ausgewählt, weil wir sie selbst als nützlich empfinden und sie uns auf unserem Weg zum Minimalismus geholfen haben. Wir erhalten keinerlei Prozente aus Verkäufen oder sonstige Gewinnbeteiligung, z. B. über Werbeeinnahmen.

Artikel
0 Kommentare

Quicktipp: We are what we do

Dieses kleine, aber feine Buch ist aus der britischen Kampagne “We Are What We Do” hervorgegangen und möchte – grafisch ansprechend aufbereitet – viele kleine Tips geben, wie jeder einzelne ein kleines Bißchen die Welt verbessern kann.
Manche dieser Tips sind ökologischer Natur (z.B. der Hinweis, Energiesparlampen zu benutzen oder einen Baum zu pflanzen), andere erleichtern das zwischenmenschliche Zusammenleben (z.B. “Lies einem Kind eine Geschichte vor” oder “Umarme jemanden”), und wieder andere erinnern daran, auch mal auf die modernen Medien zu verzichten (“Versuchs mal ohne Fernseher”).
Einige der Tips sind für eingefleischte Minimalisten und Weltverbesserer vielleicht schon selbstverständlich (z.B. auf Plastiktüten zu verzichten), andere regen zum Nachdenken an (“Finde heraus, wie dein Geld investiert wird”).
Hilfreich und anregend fand ich vor allem die schöne grafische Gestaltung, die die – oft minimalistisch gehaltenen – Texte angemessen in Szene setzt. Als Nachschlagewerk ist das Buch vielleicht eher weniger geeignet, dafür kann man es sehr gut immer wieder durchblättern, um sich selbst einen Tritt in den H***** zu versetzen, wenn es mal etwas mit der Selbstdisziplin bei den guten Vorsätzen hapert.

Artikel
1 Kommentar

Mentales Gerümpel Teil 3: Der einfachere Teil der Liste

In den Kommentaren zu meinem letzten Beitrag haben einige von euch gefragt, was denn genau auf meiner Liste der unvollendeten oder unbegonnenen Dinge steht. Ursprünglich hatte ich einmal vorgehabt, nur ganz allgemein auf meine verschiedenen Kategorien und Projekte einzugehen, möchte jetzt aber doch ein paar genauere Einblicke geben. Wie schon beschrieben, habe ich zu erst einmal wild Projekte und Ideen gesammelt.

In der Kategorie Wohnung und Haushalt fand sich dann z.B. Folgendes:

  • Fenster putzen (A): Fenster putzen ist eine Tätigkeit, die ich immer wieder gerne vergesse. Manchmal fällt mir auf, dass die Fenster dreckig sind, aber meistens ist das dann ein so ungünstiger Zeitpunkt (z.B. morgens kurz nach dem Aufstehen, wenn ich gleich aus dem Haus muss), dass sich der Impuls, zu Handeln nicht sofort in die Tat umsetzen lässt. Das führt dann dazu, dass ich die Aufgabe wieder vergessen habe, wenn der Moment günstiger ist. Das A (anfangen) steht in diesem Falle für “Fenster putzen und dann in regelmäßigen Abständen in den Kalender eintragen, damit ich es nicht wieder vergesse”.
  • Bilder aufhängen (E): Mein Freund und ich sind vor etwas über einem Jahr in unsere gemeinsame Wohnung gezogen und haben sie auch zum Großteil gleich so eingerichtet, wie wir sie haben wollten. Nur das Aufhängen der Bilder hat etwas gebraucht, und manche sind leider immernoch nicht da, wo sie hingehören.
  • den Spritzschutz in der Dusche reparieren (A): Leider haben wir keinen Duschvorhang sondern einen Spritzschutz aus Kunststoff, der ein bisschen kaputt ist, weil die Dichtung ihren Zweck nicht mehr erfüllt. Jedes Mal, wenn ich dusche, nervt mich das, aber da die Reparatur das Abschrauben des Teiles und eventuell einen Gang in den Baumarkt erfordert, hatte ich bisher immer “Wichtigeres” zu tun, wenn ich Zeit gehabt hätte, das Ding zu reparieren. Das Gleiche gilt natürlich auch für meinen Freund; und als Notlösung tut es ein Putzlappen auf dem Boden “vorübergehend” ja auch.
  • Reparaturarbeiten (A): Ich werfe ungerne Dinge weg, die ich leicht selbst reparieren kann, aber meistens dauert es seine liebe Zeit, bis ich dann auch tatsächlich dazu komme. So habe ich z.B. zwei Handtaschen, die ich sehr gerne trage, bei denen sich aber so langsam die Nähte an den Henkeln verabschieden. Das könnte man relativ leicht durch Nachnähen beheben (ich habe das auch schonmal gemacht), aber “zur Not” kann man sie auch so noch benutzen. Nur dass diese “Not” jetzt eben schon seit mehreren Monaten anhält…

Das “A” hinter den Prokjekten steht für “anfangen”, also für Dinge, die ich noch gar nicht in Angriff genommen habe; ein “E” kennzeichnet alle Projekte, die noch zu Ende gebracht werden müssen.

Ähnliche Aufgaben wie in der gerade beschriebenen Kategorie finden sich auch in den Kategorien “Job & Studium” und “Finanzen”. Hier habe ich z.B. unvollendete Prüfungsprotokolle von meinem Examen (für die es sogar handschriftliche Notizen gibt, die ich nur abtippen müsste, E), nicht eingeheftete Gehaltsabrechnungen (A) und Auslagen für Geschenke, die ich mit meinen Geschwistern gemeinsam gekauft habe und noch verrechnen müsste (E). Auch unter dem Stichwort “Organisation & Ordnung” finden sich vergleichbare Aufgaben: z.B. das Umräumen unserer Abstellkammer (E), die momentan ungünstig eingeräumt ist, oder das Loswerden der aussortierten Klamotten, Taschen und sonstiger Besitztümer (E). Generell enthalten die besagten Kategorien vor allem Projekte, die wenig Spaß machen, aber auch wenig Zeit in Anspruch nehmen (sollten), wenn man sie tatsächlich in Angriff nimmt.

Nach meiner bisherigen Einschätzung ist das Hauptproblem mit dieser Art von Projekten, dass ich sie gerne vergesse, wenn ich mich nicht bewusst daran erinnere, bzw. dass sie als lästige Tätigkeiten unter den Tisch fallen, wenn ich sonst viel zu erledigen habe. Ich sollte diese To Dos also dadurch in den Griff bekommen können, dass ich sie mir irgendwo (auf meiner Liste der unvollendeten Projekte) notiere und nacheinander in Angriff nehme. Dazu wähle ich momentan bei meiner Wochenplanung, die auch eine Wochen-To Do-Liste beinhaltet, gezielt ein oder zwei Projekte aus, die ich in der kommenden Woche in Angriff nehmen will. Da die wenigsten dieser To Dos besonders dringend sind, ist es egal, an welchem Tag ich sie erledige, und wenn sie zu kurz kommen sollten, weil anderes wichtiger ist, ist das auch nicht so schlimm. Diese To Dos werden dann einfach auf die nächste Woche verschoben. Langsam aber sicher sollte ich so die ganze Gruppe dieser lästigen Klein- und Einzelprojekte bewältigen können.

Schwieriger sind die Pläne aus den Kategorien “Lernen & Persönlichkeit”, “Gesundheit”, “Hobbies” und “Erinnerungen”. Viele von ihnen erfordern, dass ich etwas Neues ausprobiere (z.B. Yoga oder Gitarre spielen) oder bewusst eine neue Gewohnheit einübe, weshalb die Zielplanung und Umsetzung ein wenig mehr Aufwand erfordert. Da ich selbst erst noch eine Strategie entwickeln muss, wie ich mit diesen To Dos umgehe, werde ich in einem zukünftigen Post noch einmal auf diese Art von mentalem Gerümpel zurückkommen.

Artikel
5 Kommentare

Mentales Gerümpel Teil 2: Die Bestandsaufnahme


Angeregt durch meine Ursachenforschung letzten Donnerstag hatte ich mir für das vergangene Wochenende vorgenommen, eine Bestandsaufnahme der Stapel in meinem Kopf zu machen. Da das, wie man aus dem vergangenen Post vielleicht entnehmen konnte, nicht gerade wenige sind, bin ich in mehreren Schritten vorgegangen. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich alles erfasst habe, was mir so im Kopf herumgeht, aber den überwiegenden Teil werde ich wohl zwischen die Finger bekommen haben.

 Zusammentragen

Ein Ratschlag, den man in vielen Produktivitätsratgebern findet (z.B. bei Leo Babautas “Zen to Done”, die deutsche Version findet sich hier), ist, zunächst alle Projekte, Ideen, Wünsche und To Dos zusammenzutragen, die einem so im Kopf herumschwirren. Ich habe mich dazu an meinen Schreibtisch gesetzt und zunächst einmal alles aufgeschrieben, was mir so eingefallen ist. Die so entstandene Liste war weder besonders hübsch, noch besonders geordnet, hat aber ihren Zweck erfüllt. Dabei habe ich festgestellt, wie leicht ich meine Gedanken von einem Projekt zum nächsten treiben lassen kann, da viele der Ideen, die in meinem Kopf herumschwirren, ähnlich sind oder miteinander zusammenhängen.
Dann habe ich die Liste genommen und bin damit durch die Wohnung gelaufen. An allen Stellen, an denen etwas herumlag, das da nicht sein sollte (z.B. ausgemisteter Kram, den ich noch nicht losgeworden bin) oder die noch nicht so waren, wie ich sie haben wollte (z.B. weil Bilder noch nicht aufgehängt waren) habe ich mir die entsprechenden Projekte notiert.
Anschließend habe ich mir meinen Kalender vorgenommen, und der Gründlichkeit halber den vom vergangenen Jahr auch noch. Ich habe beide durchgeschaut und alle To Dos, die irgendwie noch unvollendet waren, in meine Liste übertragen. Das Gleiche habe ich mit allen Notizen zu Dingen, die ich noch anschauen oder ausprobieren wollte, gemacht – und mit meinen Emails. Zu guter Letzt habe ich noch meine Bookmarks in meinem Browser überflogen, da ich auch hier Ideen für Projekte und Dinge, die ich ausprobieren wollte, gesammelt habe. Leider sind die Bookmarks gerade noch sehr unsortiert und ein Projekt für sich, weshalb ein kursorischer Blick ausreichen musste.

Sortieren

In meinem letzten Beitrag hatte ich bereits festgestellt, dass es bei mir (mindestens) zwei Arten von mentalem Gerümpel gibt: Unvollendete Projekte, und solche, die noch gar nicht begonnen wurden. Da ich glaube, dass sich diese beiden Arten von Gerümpel im Kopf unterscheiden, habe ich mir bei jedem Eintrag meiner Liste gleich noch mit notiert, ob es sich um ein bereits begonnenes Projekt (E für zu Ende bringen) oder um ein noch nicht angefangenes (A für Anfang) handelt.

In einem zweiten Schritt habe ich dann die gesammelten To Dos in Gruppen unterteilt. So gibt es bei mir Projekte, die in die folgenden Kategorien fallen:

  • Wohnung & Haushalt
  • Lernen & Persönlichkeit
  • Job & Studium
  • Finanzen
  • Beziehungen
  • Gesundheit
  • Hobbies
  • Erinnerungen
  • Organisation & Ordnung

Da ich mir beim nochmaligen Durchlesen meiner Liste bei einigen Projekten nicht ganz sicher war, ob sie mich überhaupt noch genug interessieren, um sie anzugehen, habe ich die betreffenden Punkte auf der Liste eingeklammert. Diese Ideen haben definitiv für mich geringe Priorität und befinden sich momentan in einer mentalen “Maybe-Kiste” aus der ich sie nur wieder herausholen werde, falls ich in den nächsten Wochen feststelle, dass mir die besagten Dinge doch noch wichtig sind. Einige Ideen konnte ich auch gleich ganz streichen, weil sie mich nicht mehr begeistern konnten.

So habe ich einen Überblick gewonnen, was sich bei mir so an mentalem Gerümpel angesammelt hat. Natürlich war das nur der erste Schritt – umsetzen oder loslassen muss ich die ganzen Projekte ja auch noch.

Was mein weiteres Vorgehen angeht, werde ich mich wohl erst einmal darauf konzentrieren, die “einfacheren” Projekte anzugehen. Darunter fällt für mich zunächst alles, was noch beendet werden muss und zu den Kategorien Wohnung & Haushalt, Job & Studium, Gesundheit und Finanzen gehört. Dabei handelt es sich nämlich überwiegend um Dinge, die mangels Zeit oder Lust irgendwann liegengeblieben sind. Meistens sind sie nicht besonders schwer – soll heißen, sie ziehen keine Auseinandersetzung mit meinen Zielen und Lebenswünschen oder meiner Persönlichkeit nach sich – und könnten recht schnell abgehakt sein, wenn ich mich nur endlich dazu durchringen könnte, sie zu erledigen.

Damit es mit dem Liegenbleiben von Projekten nicht gleich so weitergeht wie bisher, will ich mich in einem der nächsten Beiträge gezielt mit Aufgabenplanung und Zielsetzung beschäftigen.

Artikel
6 Kommentare

Die Stapel in meinem Kopf, oder: Ein bisschen Ursachenforschung

Während ich hier sitze und über diesen Post nachgrübele, gehen in meinem Kopf hundert Schubladen auf. Dinge, die ich noch tun sollte. Dinge, die ich schon immer mal machen wollte. Dinge, die dringend mal erledigt werden müssten. Dinge, die schon seit Monaten auf der langen Bank landen.
Die Literaturrecherche für die Doktorarbeit machen. Die Lavendelbüsche auf der Terrasse zurückschneiden. Die zu lange Hose ändern. Endlich mal die Fenster putzen. Endlich bei der Freundin entschuldigen, die seit zwei Monaten nichts von mir gehört hat. Endlich von dem Gedanken verabschieden, dass man “irgendwann” mal “alles perfekt geordnet” haben wird. Mein Hirn, scheint mir, ist genauso vollgestellt wie meine Wohnung.

Mentales Gerümpel stapelt sich in meinem Oberstübchen, fällt übereinander, wenn ich nur den leisesten Blick darauf werfe, und macht sich am liebsten dann bemerkbar, wenn ich es so richtig gar nicht brauchen kann.

Mentales Gerümpel ist meine größte Baustelle.

Ich habe so viele Idee, Pläne, Dinge, die ich gerne mal tun würde. Dummerweise habe ich auch einen Job, eine Doktorarbeit, eine Beziehung, Freunde und Familie und mein soziales Engagement. Darum ist da ständig dieses Gefühl, das etwas zu kurz kommt, dass ich irgendwem oder irgendwas nicht genug Aufmerksamkeit schenke. Und dann gibt es da natürlich auch noch die ganzen Dinge, die ich mal gerne ausprobieren würde, und all das, von dem ich denke, dass es mich glücklich machen sollte, wenn ich es nur endlich so richtig in Angriff nehmen würde.

Aber was ist das eigentlich genau, dieses mentale Gerümpel?

Ein Teil dieses mentalen Gerümpels sind Pläne, von denen ich mich verabschieden sollte, weil ich es schon seit Jahren nicht schaffe, sie in die Tat umzusetzen. Ich müsste mir also eingestehen, dass eine bestimmte, bisher noch mögliche Zukunft nie eintreten wird, weil ich es nicht schaffe, den Weg dorthin einzuschlagen. Das fällt mir schwer, weil ich mich damit auch von einem zukünftigen Ich verabschieden muss, das ich nie sein werde.

Ein anderer Teil meines mentalen Gerümpels hat mit Projekten zu tun, die ich zwar irgendwann begonnen, aber bisher nie zu Ende gebracht habe. Auch hier muss ich mich einerseits von meinem zukünftigen Ich, das – zumindest in meiner Vorstellung – diese Pläne zum Abschluss gebracht hat, verabschieden. Andererseits muss ich aber auch so ehrlich mit mir sein, mir einzugestehen, dass mir besagte Ideen und Projekte offenbar doch nicht so wichtig waren, wie ich ursprünglich mal dachte. Ich muss also eine ehrliche Bestandsaufnahme machen und mein Fantasie-Ich mit meinem realen Ich abgleichen, um zu sehen, wo sich die beiden unterscheiden. An diesen Stellen verstecken sich nämlich die ganzen unvollendeten Projekte.

Das Dumme an diesen beiden Arten von mentalem Gerümpel ist, dass sie sich auch in physischem Gerümpel äußern können. Zum Beispiel dann, wenn man (wie ich) noch massig Material für ein Hobby hortet (in meinem Fall Zeichnen und Malen), für das man schon seit Ewigkeiten nichts mehr getan hat. Manchmal klappt es, sich von den Dingen zu verabschieden, aber meistens bleibt dabei (zumindest bei mir) dieses diffuse “Aber eigentlich würde ich doch schon gerne”-Gefühl zurück, das darauf hindeutet, dass man die dazugehörigen Pläne eben doch noch nicht losgelassen hat.

Weil ich mir vorstelle, dass ich nicht die einzige bin, deren Kopf von mentalem Gerümpel überquillt, dachte ich mir, ich könnte aus meinem Problem eine Challenge machen und Euch an meinem Weg zu weniger Gerümpel im Kopf teilhaben lassen.

Ich will also in Zukunft

  • mich bewusst von fruchtlosen Projekten verabschieden
  • mir Gedanken machen, wie ich Projekte und Ideen loslassen oder wenigstens sinnvoll aufbewahren kann, bis ich dazukomme, mich mit ihnen zu beschäftigen
  • Planungssysteme testen, damit aus meinen diffusen Ideen konkrete Pläne und Ziele werden
  • bewusster entscheiden, womit ich mich beschäftige und nicht (mehr) meine Prioritäten von der Dringlichkeit diktieren lassen
  • Nein- und Ja-Sagen lernen und beides bewusster tun
  • … und ich will hier von all dem berichten.
Artikel
9 Kommentare

Buchvorstellung: “Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags”

Da dieser Blog nicht nur unterhalten, sondern auch aktiv Hilfestellung beim Minimalisieren leisten soll, möchten wir euch in der Rubrik “Ressourcen” in (un)regelmäßigen Abständen Bücher, Blogs und Websiten vorstellen, die sich mit dem Thema Minimalismus und allem, was so dazugehört, beschäftigen.1.

***

Karen Kingstons Buch “Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags” (rororo, 2009) ist fast schon so etwas wie ein Klassiker der Ausmistliteratur, der einem häufig empfohlen wird, wenn man sich mit dem Thema Ausmisten beschäftigt.

Worum gehts?

Die Autorin setzt sich, angeregt durch ihre langjährige Tätigkeit als Feng Shui-Beraterin, u.a. damit auseinander, was Gerümpel ist, wo es eigentlich herkommt und welchen Einfluss es auf unser Leben haben kann. Dabei geht sie von der Annahme aus, dass Gerümpel jedweder Art den Energiefluss in Wohnräumen behindert und so die Lebensqualität beeinträchtigt. Ausmisten kann daher helfen, diese Energieströme wieder ins Fließen zu bringen. Gleichzeitig wird durch das Ordnen des Wohnraumes (die “äußere Welt”) auch die “innere Welt” (also die Psyche) in Ordnung gebracht.

Was habe ich mitgenommen?

~ Eine nützliche Defition von Gerümpel:

Gerümpel ist alles, was
1) nicht geliebt oder gebraucht wird
2) unordentlich oder schlecht organisiert ist (also Dinge, die keinen bestimmten Platz haben oder von diesem entfernt sind)
3) auf zu engem Raum zusammengequetscht ist (= zu viel Kram auf zu wenig Platz)
4) nicht zu Ende gebracht wurde (das gilt v. a. auf einer psychischen Ebene, also z. B. nicht zu Ende gebrachte Projekte, emotionaler Ballast usw.)

~ Eine Liste von Dingen, die Gerümpel sein können:

1) Dinge, die man nicht mehr gebraucht (weil sie ungeliebt oder kaputt sind)
2) ungeliebte Geschenke
3) Dinge, die man nicht mag
4) Dinge, die man doppelt besitzt
5) Erbstücke, die einem nicht wichtig sind
6) Schachteln

~ Einige Überlegungen dazu, wie Gerümpel uns negativ beeinflussen kann:

1) Gerümpel kann lethargisch und müde machen und die Lebensfreude trüben, weil, so Kingston, die Energie ins Stocken gerät. Mistet man aus, kann sie wieder fließen und man fühlt sich gleich viel energetischer. Das gilt übrigens auch für “mentalen” Krempel, also z. B. für emotionalen Ballast, den man mit sich herumschleppt.
2) Krempel hält einen in der Vergangenheit fest, weil man ständig an seine (schon lange bestehenden) Probleme erinnert wird.
3) Gerümpel verwirrt einen und lässt einen zaudern, weil die Aufmerksamkeit an zu vielen Stellen gefangen ist und Entscheidungen schwerfallen.
4) Gerümpel erhöht den Putzaufwand und kostet Geld, weil es ja irgendwo gelagert werden muss.

~ Gründe, warum man Krempel aufheben möchte:

1) “Nur für den Fall”: Man hebt Dinge auf, weil man denkt, dass man sie irgendwann nochmal brauchen könnte (was meistens nicht passiert).
2) Identität: Häufig betrifft das Erinnerungsstücke, die darüber Auskunft geben, wie wir zu der Person wurden, die wir heute sind. Sie loszulassen ist oft schwer, kann aber dadurch erleichtert werden, dass man ein gutes “neues Zuhause” für sie findet.
3) Status: Dinge aus Statusgründen zu besitzen, dient oft dazu, das eigene Selbstwertgefühl aufzubessern. Diesem Problem sollte man sich aber besser auf anderer Ebene widmen.
4) Sicherheit: Besitz kann nur Sicherheit vorgaukeln, weil man immer noch mehr “braucht”; wahre Sicherheit kann nur aus der eigenen Identität heraus kommen.
5) Besitzansprüche: Der Besitz von Dingen macht scheinbar glücklich, weshalb man Besitzansprüche oft schwer aufgeben kann, selbst wenn einem der besagte Gegenstand wenig bedeutet.
6) Weitervererbte Krempelitis: Oft übernimmt man Verhaltensmuster wie das Aufheben von Krempel von den Eltern (v. a. aus Grund 1).
7) Mehr ist besser? Oft ist die “Mehr ist besser”-Mentalität eine Folge der Werbung, die Bedürfnisse in uns weckt, um ihre Produkte verkaufen zu können. Häufig brauchen wir die beworbenen Dinge gar nicht, weil ein Allzweckteil die gleichen Aufgaben erfüllen kann.
8) Geiz: Man möchte Dinge nicht loslassen, bevor man nicht den vollen finanziellen Wert aus ihnen gezogen hat.
9) Krempel hilft, Gefühle zu unterdrücken: Krempel hält beschäftigt und füllt den leeren Raum bzw. die Zeit, in der man sich sonst mit Gefühlen wie Einsamkeit oder Angst beschäftigen müsste.

~ Konkrete Tips zum Ausmisten:

1) Klein anfangen: Wenn man erst mal angefangen hat, auszumisten, setzt der Prozess viel Energie frei, die man für sich nutzen kann.
2) Jeder Zeitpunkt ist der richtige!
3) Eine Liste erstellen: Alle Bereiche, die unordentlich sind oder einen stören benennen und die besonders nervigen markieren. Mit diesen fängt man an.
4) Sich von kleinen unordentlichen Bereichen zu den großen Problemzonen vorarbeiten. Große Bereiche lassen sich in der Regel auch immer in kleinere Bereiche aufteilen.
5) Kisten einsetzen: Kisten für Müll, Reparatur, Wiederverwertung/Verkauf/Geschenk, Rückgabe, Übergang (für Dinge, die woanders ihren Platz haben) und Unentschiedenes bereitstellen.
6) Für jedes Teil sofort entscheiden, ob man es behalten oder entsorgen möchte.
7) Die Arbeit ist erst getan, wenn der Kram aus dem Haus ist. Dabei gibt es verschiedene Entsorgungsmethoden: Abfall/Recycling, Verschenken, Zurückgeben, Verkaufen, Tauschen, Reparieren, Ändern usw.

~ Den Krempel-Test:
Er beinhaltet drei wichtige Fragen:
1) Macht es mich glücklich, wenn ich an es denke oder es anschaue?
2) Liebe ich es aus vollem Herzen?
3) Ist es wirklich nützlich?
Unsere Erfahrungen zeigen, dass mindestens eine der Fragen mit “ja” beantwortet werden sollte, sonst kann der Gegenstand entsorgt werden.

Außerdem behandelt Kingston noch verschiedene Orte, in denen sich Krempel ansammeln kann (z. B. Kruschtelschubladen, Kleiderschränke, …), gibt Anregungen für den Umgang mit Sammlungen, Papierkram und dem Kram anderer Leute und beschreibt, wie Krempel in verschiedenen Bereichen der Wohnung die im Feng Shui damit assoziierten Lebensbereiche beeinflussen kann.

Mir persönlich haben Kingstons Überlegungen zum Gerümpel und ihre Ausmisttipps am besten weitergeholfen. Ich fand vor allem ihre Gründe, warum man Kram aufbewahrt, überzeugend und konnte mich auch in einigen ihrer Beschreibungen wiederfinden.
Mit ihren eher “esoterischen” Erklärungen zum Feng Shui (und – ein bischen merkwürdig – in einem späten Kapitel auch zur Darmreinigung) konnte ich hingegen eher weniger anfangen.

Wem nutzt das Buch?

Ich würde sagen, dass das Buch vor allem Anfängern beim Ausmisten nützt, u. a. wegen der sehr konkreten Tipps und Hinweise, wo sich Krempel verstecken kann. Außerdem dürfte es all diejenigen interessieren, die selbstreflektiv darüber nachdenken möchten, wo ihr eigener Krempel herkommt und was ihre persönlichen Motive bzw. Hintergründe beim Aufheben und Ausmisten sind. Und letztlich ist das Buch natürlich auch für alle Feng Shui-Interessierten relevant.

***

1. Disclaimer: Die Ressourcen, die wir hier vorstellen, haben wir ausgewählt, weil wir sie selbst als nützlich empfinden und sie uns auf unserem Weg zum Minimalismus geholfen haben. Wir erhalten keinerlei Prozente aus Verkäufen oder sonstige Gewinnbeteiligung, z. B. über Werbeeinnahmen.